Uri Brodsky sei der deutschen Polizei übergeben worden, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Ein Berufungsgericht in Warschau hatte vor einer Woche die Überstellung des Mannes für zulässig erklärt.
Er kann in Deutschland nur wegen Falschbeurkundung und Fälschung, nicht aber wegen geheimdienstlicher Tätigkeit angeklagt werden. Grund ist, dass das Warschauer Berufungsgericht die Auslieferung nur wegen einer mutmasslichen Passfälschung erlaubte. Damit wird die deutsche Bundesanwaltschaft nach eigenen Angaben an einer Anklage wegen Spionagetätigkeit gehindert.
Der angebliche Mossad-Agent war am 4. Juni am Flughafen in Warschau festgenommen worden. Der mit europäischem Haftbefehl gesuchte Mann steht im Verdacht, von Deutschland aus Vorbereitungen für das spektakuläre Attentat auf Hamas-Führer Mahmud al-Mabhuh Anfang dieses Jahres getroffen zu haben. Israel hatte die Freilassung seines Staatsbürgers gefordert.
Der angebliche Mossad-Agent war am 4. Juni am Flughafen in Warschau festgenommen worden. (Symbolbild) /

Höchstens drei Jahre Haft
Brodskys Anwältin Anna Mika-Kopec sagte der Nachrichtenagentur dpa, ihrem Mandanten drohe eine Haftstrafe von höchstens drei Jahren. Bei einer Verurteilung wegen Spionage hätte er mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen müssen.
Al-Mabhuh, der für die radikal-islamische Palästinenserbewegung Hamas Waffen beschafft haben soll, war am 19. Januar in seinem Zimmer in einem Luxus-Hotel in Dubai betäubt und erstickt worden. Ermittler in Dubai gehen davon aus, dass der Mossad hinter dem Mord steckt.
Israel bestreitet das. Die mutmasslichen 27 Männern und Frauen des Mordkommandos hatten neben gefälschten britischen Pässen auch einen Pass aus Deutschland benutzt.
Nur Brodsky in Haft
Von den international gesuchten Verdächtigen wurde bislang allein Brodsky gefasst. Er soll im Frühjahr 2009 einem anderen mutmasslichen Mossad-Agenten geholfen haben, beim Einwohnermeldeamt Köln einen deutschen Reisepass zu beantragen.
Mit dem auf den Namen Michael Bodenheimer ausgestellten Pass war einer der mutmasslichen Mörder in Dubai kurz vor dem Anschlag ein- und kurz danach wieder ausgereist.