Soziologen der Iowa State University haben diesen Aufwand näher unter die Lupe genommen und analysiert, welche Verbrechen aus rein finanzieller Sicht die schlimmsten sind. Ein Mord kommt mit rund 17 Mio. Dollar (knapp unter 17 Mio. Franken) am teuersten, gefolgt von Vergewaltigung, Raubüberfall, schwerer Misshandlung und Einbruchsdiebstahl, berichten die Forscher im «Journal of Forensic Psychiatry & Psychology».
Mord vor Vergewaltigung und Raubüberfall
Was dabei ins Gewicht fällt, ist eine ganze Palette teils versteckter Folgekosten. Dazu gehört einerseits der Schaden, den das Opfer selbst trägt, der Aufwand für das Strafrechtssystem, sowie schliesslich der zu erwartende Verlust an Produktivität auf Seiten des Opfers als auch des Täters selbst. Berücksichtig man dies alles, so kommt jeder Mord auf durchschnittlich 17,25 Mio. Dollar Gesamtkosten, Vergewaltigung auf 449'000 Dollar, der Raubüberfall auf 336'000 Dollar, schwere Misshandlung auf 145'000 Dollar und ein Einbruch immerhin auf 41'000 Dollar.
Dass so eine Sichtweise von schrecklichen Verbrechen abstossend wirkt, gibt auch Studienleiter Matt DeLisi selbst zu.
Ist ein Mord in Zahlen aufzuwiegen? (Symbolbild) /


«Ein Mord kostet vor allem ein Menschenleben. Dennoch helfen solche Berechnungen, den gesellschaftlichen Nutzen von gut gemachter Präventionsarbeit zu verdeutlichen. Kann man durch derartige Massnahmen verhindern, dass sich solche Taten überhaupt zutragen, so rentiert sich das allemal, auch wenn die Massnahmen sehr teuer wäre. In Wahrheit sind die meisten Präventionsprogramme jedoch schockierend billig», so der Soziologe.
Unbekannte Kosten
Skeptisch über diese Zahlen äussert sich der Kriminologe Martin Kilias von der Universität Zürich. «Derartige Cost-of-Crime-Berechnungen gehen teils von waghalsigen Annahmen aus, die man schwer nachprüfen kann. Dass die tatsächlichen Gesamtkosten hoch sind, steht jedoch ausser Zweifel», so der Experte. Welchen Aufwand Verbrechen und das Strafrechtssystem verursachen, sei weitgehend unbekannt. «Allein was ein Hafttag in Wahrheit kostet, weiss niemand. Man müsste ja schon bei den Baukosten für die Gefängnisse zum Zählen anfangen.»