«Ich habe keine Anzeichen dafür, dass der Chef der Federal Reserve oder der Finanzminister - oder sogar der Präsident der USA - das Spiel des schwachen Dollar spielen», sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die reguläre Zinssitzung des EZB-Rats in Frankfurt. Den Leitzins beliessen die Währungshüter erwartungsgemäss bei einem Prozent.
In den USA hatte am Vorabend die Notenbank Federal Reserve (Fed) eine neue mehr als 600 Mrd. Dollar schwere Liquiditätsspritze für die lahmende US-Wirtschaft beschlossen und den Dollar damit auf Talfahrt geschickt. Seitdem reisst die internationale Kritik an der Billiggeldpolitik der USA nicht ab. Viele Länder fürchten, dass ihre Währungen über Kapitalimporte aus den USA aufwerten und die heimische Wirtschaft in Bedrängnis bringen.
Starker Dollar im Interesse der USA
Trichet sagte, er gehe weiter davon aus, dass ein starker Dollar im Interesse der USA sei, wie es Vertreter der weltgrössten Volkswirtschaft immer wieder betonten. «Ich teile diese Ansicht.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. /


Ich habe keinen Grund ihnen nicht zu trauen», bekräftigte Trichet. Zur starken Abwertung des Dollar nach dem Beschluss der Fed wollte sich Trichet nicht äussern. Die EZB ziehe bei ihren Entscheidungen stets alle verfügbaren Parameter in Betracht, also auch die Folgen der neuen geldpolitischen Lockerung in den USA.
Die Fed zielt mit der zusätzlichen Geldschwemme auf den US-Arbeitsmarkt ab. In den Vereinigten Staaten haben derzeit fast 15 Millionen Menschen keinen Job; die Arbeitslosenquote liegt bei für die USA ungewöhnlich hohen 9,6 Prozent.
Keine Anleihen aus Krisenländern
Während die Fed neue Milliarden über Anleihekäufe in die Wirtschaft pumpt, hat die EZB in den vergangenen drei Wochen keine Staatsanleihen von Schuldenländern wie Griechenland, Portugal und Irland mehr gekauft.
Vor der EZB hatte am Mittag bereits die Bank von England ihren Leitzins bei 0,5 Prozent bestätigt. Sie verzichtete im Gegensatz zur Fed darauf, abermals die Notenpresse anzuwerfen.