Mit ihrem Verdikt verhängten die acht Geschworenen am Bezirksgericht Oakland laut Oracle die bisher höchste Schadenersatzsumme in einem Prozess um Urheberrechtsverletzung. «Die Geschworenen haben den Wert des geistigen Eigentums von Oracle anerkannt, das SAP gestohlen hat», sagte Oracle-Anwalt Geoffrey Howard.
SAP gestand Urheberrechtsverletzungen ein, bestritt aber einen Datendiebstahl. Für Schadenersatzzahlungen hat der Konzern nur 120 Mio. Euro zurückgestellt. Zudem hatte sich der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware bereit erklärt, Oracles Anwaltskosten von 120 Mio. Dollar zu übernehmen. Zu einem Vergleich war Oracle aber nicht bereit.
Nun prüft SAP Berufung gegen das Urteil. «Wir sind selbstverständlich enttäuscht über dieses Urteil», teilte SAP mit. Im Fokus stehe nun jedoch das operative Geschäft mit Firmensoftware, in dem SAP weltweit führend ist.
Nicht am Abgrund
Analysten erwarten aber nicht, dass SAP wegen der Strafzahlung finanziell in Bedrängnis kommt. Ende September verfügte der Konzern über 2,8 Mrd.
SAP muss dem US-Rivalen Oracle wegen Urheberrechtsverletzung 1,3 Milliarden Dollar zahlen. /


Euro liquide Mittel. Der Konzerngewinn dürfte in diesem Jahr rund 2,5 Mrd. Euro erreichen.
Das Urteil der Geschworenen muss noch durch Berufsrichterin Phyllis Hamilton bestätigt, kann durch sie aber auch noch abgeändert werden. Die an Oracle zu erstattende Summe wird daher voraussichtlich erst im nächsten Jahr fliessen.
Oracle-Chef und Milliardär Larry Ellison hatte im Zeugenstand 4 Mrd. Dollar Schadenersatz gefordert. Die SAP-Anwälte hatten dies als «aus der Luft gegriffen» bezeichnet und 40 Mio. Dollar für angemessen erachtet.
Fehlverhalten einer texanischen Tochterfirma
Die herbe finanzielle Einbusse und den Reputationsverlust hat SAP einer kleiner Software-Firma aus Texas zu verdanken, die die Walldorfer Anfang 2005 für 10 Mio. Dollar gekauft hatten. Die auf Software-Wartung spezialisierte TomorrowNow sollte Oracle nach der Übernahme von PeopleSoft möglichst viele lukrative Firmenkunden abspenstig machen, die mit hohen Rabatten angelockt wurden.
TomorrowNow-Mitarbeiter luden jedoch im Rahmen der Wartungstätigkeit für gut 200 Kunden unzulässig viele Daten von Oracle-Rechnern herunter. Oracle bezichtigte SAP daher des Software-Diebstahls, der Spionage und des Betrugs, Anfang 2007 erhoben die Amerikaner Klage.