Gemäss dem am Freitag freigegebenen Bericht stellt Tarmed nicht sicher, dass die Patienten so viel bezahlen, wie die Behandlung tatsächlich gekostet hat. So stelle die Tarifstruktur in gewissen Bereichen auf fehlende oder veraltete Berechnungsgrundlagen ab, bemängelt die EFK.
Ein Beispiel sei die Kapselendoskopie, sagte EFK-Vizedirektor Michel Huissoud am Freitag auf Anfrage. Weil sich die Ärzte und Krankenkassen nicht auf einen Tarif einigen könnten, existiere das Verfahren zur Untersuchung des Dünndarms nicht bei Tarmed. Wenn ein Arzt nun eine Kapselendoskopie durchführe, verrechne er einfach etwas anderes, das seiner Ansicht nach dem Aufwand entspreche.
Kaum zu verstehen
Auch lege Tarmed beispielsweise Zeitvorgaben für ärztliche Leistungen unsystematisch fest. Ebenfalls mangelhaft ist gemäss EFK, dass Patienten die Arztrechnungen kaum nachvollziehen können. «Eine Garagistenrechnung ist leichter zu verstehen als eine Arztrechnung», kritisierte Huissoud.
Da steigenden Einkommen der Allgemeinpraktiker müssen durch sinkende Einkommen der Spezialärzte kompensiert werden.
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Patienten müssten künftig auf den Rechnungen ablesen können, wie lange eine Sitzung gedauert habe.
Tarmed ist eine gesamtschweizerisch einheitliche Tarifstruktur für ambulante Leistungen von Ärzten und Spitälern. Das System wurde 2004 nach Verhandlungen der verschiedenen Gesundheitsakteure eingeführt und löste die kantonal unterschiedlichen Tarife ab. Ziel war eine Verbesserung von Transparenz und Vergleichbarkeit der medizinischen Angebote.
Differenzen zwischen Krankenkassen und Ärzten
Die Tarifstruktur unterliegt jedoch einem ständigen Änderungs- und Verbesserungsprozess. Sie wurde bereits mehrfach revidiert. Eine grundlegende Überarbeitung, das Revisionsprojekt Tarmed 2010, ist jedoch durch verschiedene Differenzen zwischen Krankenkassen und Ärzteschaft blockiert.
«Ein Zielkonflikt besteht zwischen der finanziellen Aufwertung der Grundversorger und der Kostenneutralität», schreibt die EFK. Die Überarbeitung von Tarmed müsse die Einkommensunterschiede zwischen medizinischen Grundversorgern und Spezialisten ausgleichen.