Das Religionsministerium rief die Imame des Landes auf, die Opfer der politischen Unruhen in ihre Freitagsgebete einzuschliessen. In der Hauptstadt Tunis protestierten erneut hunderte Menschen friedlich gegen die Übergangsregierung von Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi.
Unter der Fahne der einflussreichen Gewerkschaft UGTT gingen rund 500 Demonstranten in Richtung Innenministerium, das von der Armee bewacht wird. Sie forderten den Rücktritt aller Vertrauten des ehemaligen Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali von der Macht.
«Ihr habt die Reichtümer des Landes gestohlen, aber ihr werdet uns nicht die Revolution stehlen», riefen die Demonstranten in Sprechchören. In den Strassen waren Kräfte der Sicherheitsbehörden im Einsatz, zu Zwischenfällen kam es aber nicht.
Dutzende von Toten
Durch die Unruhen in Tunesien, die vor einer Woche zum Sturz Ben Alis geführt hatten, kamen nach Regierungsangaben bisher 78 Menschen ums Leben.
Über 100 Menschen sollen bei den Unruhen um ihr Leben gekommen sein. /


Die UNO sprach von mehr als hundert Toten.
Die Proteste gegen die Regierung, gegen Arbeitslosigkeit und steigende Lebensmittelpreise hatten Mitte Dezember begonnen. Ghannouchis Übergangsregierung soll nun Neuwahlen organisieren.
Der tunesischen Zentralbank fehlen 1,5 Tonnen Gold
Der tunesischen Zentralbank fehlen 1,5 Tonnen Gold. Im Dezember besass die Bank dem Weltgoldrat zufolge noch 6,8 Tonnen Gold - ein Wert, der in den vergangenen zehn Jahren unverändert geblieben sei.
Dies stimmt mit Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) überein. Nach Angaben der Bank von dieser Woche sind es derzeit nur noch 5,3 Tonnen Gold. Die Bank wies jedoch Berichte zurück, nach denen die Familie des tunesischen Ex-Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali das Gold vor ihrer Flucht aus dem Land gestohlen habe.