Die Kantonspolizei macht vorderhand keine weiteren Angaben über den Stand der Ermittlungen. Eine Sprecherin verwies auf die Pressekonferenz vom Vortag. Die Behörden gehen demnach von mindestens 122 Opfern aus.
Der Tatverdächtige, ein 54-jähriger Sozialtherapeut, hat in den letzten drei Jahrzehnten in neun Heimen in den Kantonen Bern, Aargau, Appenzell Ausserrhoden sowie in Süddeutschland gearbeitet. Im Fall von Deutschland haben die Berner Behörden unterdessen ein Rechtshilfeersuchen eingeleitet.
Betroffene Heime
Die Namen der fünf betroffenen Heime im Kanton Bern will der Heimverband Bern bekanntgeben. Der Verband will auf diese Weise vermeiden, dass sämtliche Institutionen unter Generalverdacht geraten.
Bereits bekannt ist, dass die Nathalie Stiftung im Berner Vorort Gümligen zu den betroffenen Institutionen gehört. Stiftungsratspräsident Peter Niederhäuser hatte sich in TV-Interviews am Dienstag «zutiefst schockiert» über den Vorfall gezeigt.
In Gümligen arbeitete der Tatverdächtige zwischen 2002 und 2008.
Der aufgeflogene Sozialtherapeut missbrauchte mindestens 122 Opfer, zumeist Kinder. /


Er geriet 2003 bereits einmal ins Visier der Behörden, die damals gegen einen anderen Betreuer ermittelten. Dieser Pfleger wurde 2005 zu sechseinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Sozialtherapeut, der jetzt aufflog, wurde dagegen nicht belangt.
Der Therapeut trieb sein Unwesen zwischen 1982 und 1989 auch in der Stiftung Columban in Urnäsch und im Werkheim Neuschwende in Trogen. 38 Opfer sind bekannt.
Nach Erkenntnissen der Kantonspolizei Bern war der Tatverdächtige anschliessend in sieben weiteren Heimen tätig.
Hotline in Betrieb
Nun wird auch der Fall von 2003 nochmals aufgerollt. Generell würden die Ermittlungen mit Nachdruck vorangetrieben, sichern die Berner Behörden zu. Mit einem Abschluss des Verfahrens und einer Überweisung an das zuständige Gericht sei aber frühestens Mitte 2011 zu rechnen.
Seit Dienstag in Betrieb ist eine Hotline für besorgte Angehörige. Eine Polizeisprecherin sagte am Mittwoch auf Anfrage, die Nummer werde durchaus genutzt; nähere Angaben wollte sie aber nicht machen. Man wolle den Anrufenden das Gefühl grösstmöglicher Diskretion geben.