von Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Montag, 9. Mai 2011 / 11:08 h
Anders lässt sich zum Beispiel das Verhalten vom Deutsche Bank Chef Joe «Wir müssen mindestens 25% Eigenkapitalrendite machen» Ackermann nicht erklären, der mit seinen Gewinnforderungen demonstriert, dass er regulierende Staaten zwar hasst, sich aber darauf verlässt, im Notfall von den Steuerzahlern dieser Staaten gerettet zu werden. Anders ist das Himmelfahrtskommando, auf das er die Bank schickt, nicht zu erklären.
Denn dieses Ziel lässt sich nur mit hoch-riskanten oder völlig verantwortungslosen Methoden erreichen, Methoden, die, würden sie von einer Privatperson und nicht von einer System-Relevanten Bank angewandt, dieses Individuum als asozialen Egomanen mit soziopathischer Persönlichkeitsstruktur erscheinen liessen.
Vielleicht wäre es deshalb Zeit, dass solche Banken und ihre Praktiken angegriffen würden. Nicht von den Regierungen, denn diese scheinen ja völlig unfähig zu sein, das richtige zu tun. Wenn in England die ganze Bevölkerung leidet, mit Ausnahme der Bankerkaste, die mit ihren Lamborghinis und Audi R8s wie die Behämmerten durch die Innenstadt rasen (eben erst live mit erlebt) und es die «Volksvertreter» nur schaffen, das Volk und nicht die Banken leiden zu lassen, dann kann man die Kontrolle von oben scheinbar vergessen. Nicht zuletzt, weil diese auch im Rest der EU und in den USA gescheitert scheint.
Doch ausgerechnet in den USA, dem Ursprungsort der Krise, versucht nun die Staatsanwaltschaft von Los Angeles die Deutsche Bank als «Slumlord» (auf Deutsch gibt es dafür nur die plumpe Übersetzung «ausbeuterischer Eigentümer eines abbruchreifen Miethauses») für die Vernachlässigung und den Verfall von Strassenzügen verantwortlich zu machen. Ackermanns nette Bank hat viele Hausbesitzer wegen zu später Hypothekarzahlungen aus ihren Häusern raus werfen lassen - nicht wenige von diesen wurden illegalerweise auf die Strasse gesetzt.
Doch damit hörte es nicht auf. Die Bank vermietet danach einen Teil der Häuser, investierte aber nichts in deren Unterhalt oder in die Kontrolle der nicht vermieteten Immobilien, die in der Folge verslumten und zu Unterkünften für Prostituierte, Gang-Mitglieder und Drogensüchtige wurden, was für die betroffenen Wohngegenden verheerende Folgen hat.
Joe, der nette Slumlord von nebenan /


Die Mieter leiden währenddessen unter der Vernachlässigung: Notwendige Reparaturen werden nicht ausgeführt, die Häuser verkommen. Oder wie es ein Vertreter von Los Angeles ausdrückte: Die Deutsche Bank ist ein fürchterlicher Nachbar und Vermieter.
Die Deutsche Bank schiebt die Schuld natürlich an die lokal angeheuerten Sub-Unternehmer, die sogenannten «Loan-Services» ab, die für die saubere Abwicklung zuständig seien. Aber Los Angeles will dieses von vielen Banken betriebene Spielchen, die Schuld an die bekannterweise vielfach lausigen Auftragnehmer abzuschieben, nicht mehr akzeptieren.
Die Deutsche Bank und andere Banken zerstören mit ihrer Vernachlässigung Wohngegenden, beuten Mieter aus und vermindern so auch den Wert der Nachbarhäuser. Sie fördern mit ihrem Handeln die Kriminalität und sind dabei, aus schlichtem Desinteresse und Gier, Slums zu schaffen.
Doch nun werden die Irren aus der Teppichetage, für die scheinbar keine Moral und keine Gesetze gelten, verklagt: Los Angeles will für die angerichteten Schäden, die Verstösse gegen die Vorschriften und den geschuldeten, nicht geleisteten Unterhalt hunderte Millionen Schadenersatz und Strafzahlungen einklagen.
Neu ist hier, dass die Banken nicht für ihr eigentliches Geschäft, sondern die konkreten Folgen ihres Verhaltens zur Verantwortung gezogen werden sollen. Sicher, selbst wenn diese Klage Erfolg hat, könnte die Deutsche Bank diese Strafe locker zahlen. Doch der Fall wäre richtungsweisend und könnte einen Dammbruch hervorrufen, der sehr teuer werden und die 25%-Träume eines gewissen Joe aus dem Rheintal und vieler anderer Banker und Banken (auch die HSBC, die Bank of New York und U.S. Bank stehen auf der Liste der Staatsanwälte) empfindlich tangieren könnte. Wenn Banken tatsächlich die volle Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen müssten, würden wir vermutlich in einer anderen Welt leben.
Und nicht unbedingt in einer schlechteren.