Dagegen erklärten pakistanische Regierungsstellen, es sei noch nichts entschieden. «Die USA haben bislang nicht offiziell beantragt, Zugang zu Bin Ladens Witwen zu bekommen», sagte Aussen-Staatssekretär Salman Bashir am Dienstag in Islamabad. «Wir werden das Thema erwägen, wenn sie einen formalen Antrag stellen.»
Bei der Erstürmung des Bin-Laden-Anwesens in der Garnisonsstadt Abbottabad soll US-Präsident Barack Obama auch eine Konfrontation mit pakistanischen Sicherheitskräften in Kauf genommen haben.
Er habe darauf bestanden, dass das Spezialkommando gross genug sein müsse, um sich zur Not den Weg aus Pakistan freikämpfen zu können, berichtete die «New York Times» unter Berufung hoher Regierungsbeamte und Militärs. Sie sollten Zusammenstösse vermeiden.
Pakistans Premierminister Yousaf Raza Gilani spricht über die Spekulationen bezüglich Pakistans. /


Aber wenn sie hätten zurückschiessen müssen, um herauszukommen, hätten sie die Erlaubnis dazu gehabt.
Absprache unter Präsident Bush
Der britische «Guardian» berichtete unterdessen von einer geheimen Absprache, wonach die USA das Recht gehabt hätten, den Topterroristen und die Nummer zwei und drei der Al-Kaida in Pakistan eigenmächtig zu verfolgen.
Teil der Übereinkunft, die US-Präsident George W. Bush und Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf nach der Flucht Bin Ladens aus Afghanistan Ende 2001 getroffen haben sollen, sei gewesen, dass die pakistanische Regierung nach einer entsprechenden Operation vehement dagegen protestieren würde.
Premierminster warnt vor Alleingängen
Pakistans Premierminister Yousaf Raza Gilani hatte am Montagabend vor dem Parlament kritisiert, dass die US-Operation ohne Rücksprache mit den Pakistanern abgelaufen sei. Er warnte vor weiteren Alleingängen dieser Art. Sollten strategisch wichtige Einrichtungen (wie etwa die Atomwaffen) ins Visier geraten, habe Pakistan das Recht, «mit aller Macht zurückzuschlagen».
Die Witwen Bin Ladens, die bei der Erstürmung von Bin Ladens Anwesen festgenommen wurden, werden derzeit vom pakistanischen Geheimdienst ISI verhört. Zwei der Frauen stammen nach pakistanischen Angaben aus Saudi-Arabien, die dritte aus dem Jemen.