Am 3. Mai erhielt Laperrière vom Verband das Aufgebot für den Cupfinal zwischen Sion und Neuchâtel Xamax. Das soll der Höhepunkt seiner bisherigen Karriere werden. Eine Woche später, am 11. Mai, erlebte er den Tiefpunkt. Er verweigerte Bellinzona gegen St. Gallen beim Stande von 1:1 einen klaren Penalty, pfiff dafür im Gegenzug Elfmeter für die Ostschweizer, die am Ende 3:1 gewannen.
Laperrière hat seinen Fehler zugegeben, gibt aber auch zu bedenken: «Ich habe einen guten Match gepfiffen in Bellinzona. Nur in einer Szene lag ich daneben. Und diese kann meine ganze Karriere kaputt machen.» Der Romand erlebte nach dem Schlusspfiff die schlimmsten Stunden seiner Karriere. In der Kabine wurden seine Kleider durchnässt, Utensilien entwendet und auf dem nahen Parkplatz das Auto beschädigt.
Schiedsrichter Jerome Laperriere hat seinen Fehler zugegeben. /


«Noch zwei Stunden nach dem Spiel warteten 150 Leute und bedrohten uns.»
Die Tessiner Wildwest-Szenen erschütterten Laperrière. Er machte sich in den letzten Tagen grundsätzliche Gedanken über seine Laufbahn. «Man stellt sich schon Fragen. Ich habe eine Familie und Kinder. Lohnt es sich sein Leben zu riskieren? Ich habe mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören.»
Laperrière freut sich auf den Cupfinal
Die Swiss Football League zeigte nach den gravierenden Vorfällen von Bellinzona Fingerspitzengefühl. Sie setzte Laperrière vor dem Cupfinal nicht mehr auf der grossen Bühne ein. Zuletzt pfiff er dreimal in der Anonymität der Challenge League in Kriens, Winterthur sowie Nyon und begleitete Massimo Busacca letzte Woche als vierter Offizieller an den Cupfinal Zyperns zwischen Omonia Nikosia und Apollon Limassol.
In Nyon schauten ihm am vergangenen Mittwoch bloss 310 Zuschauer auf die Pfeife. Am Sonntag im Cupfinal werden es über hundertmal mehr sein. Darauf freut sich Laperrière. «Ich versuche nach vorne zu blicken. Dass ich den Cupfinal leiten darf, ist eine Ehre und eine Belohnung für meine Seriosität und meine Ehrlichkeit.»