«Ich bin aufgeregt, dass es jetzt losgeht», sagte Michele Bachmann diese Woche kurz nach der Ankündigung ihrer Kandidatur. «Der Wahlkampf beginnt.»
Die elegante 55-jährige Kongressabgeordnete ist scharfzüngig und weiss, wie man Schlagzeilen macht.
Von vielen Seiten wird bezweifelt, ob Palin - die mittlerweile berühmt gewordene ehemalige Gouverneurin von Alaska und Autorin - überhaupt die Eignung zur Präsidentin hat. Und allem Anschein nach ist sie noch unentschlossen, ob sie kandidieren wird.
Doch Bachmann ist in das Rennen um die Präsidentschaft bereits eingestiegen. In der ersten grossen Fernsehdebatte der republikanischen Kandidaten, die am Montag stattfand und von CNN gesponsert wurde, schien Bachmann über viele Themen gut informiert zu sein und konnte sich wortgewandt hervortun.
Bachmann gilt als eine Galionsfigur der Tea Party
«Wer braucht schon Sarah Palin, wenn es Michele Bachmann gibt», sagte CNN Political Analyst David Gergen. «In vielen Punkten sind die beiden sich recht ähnlich.» Bachmann gilt als eine Galionsfigur der Tea Party - der wachsenden Bewegung innerhalb der republikanischen Partei, die sich gegen die Steuerpolitik Obamas richtet.
Die konservative Christin mit ihrer tief verwurzelten Skepsis gegenüber Darwins Evolutionstheorie setzte sich für die Aufnahme der Schöpfungslehre in den Schulbüchern in ihrer Heimat Minnesota ein. Ausserdem sprach sie sich gegen gleichgeschlechtliche Ehen aus, da diese in direktem Zusammenhang mit dem «Teufel» stünden. Ihre Familie - mit 5 Kindern und 23 Pflegekindern im Laufe der Jahre - beschreibt sie so, als handle es sich dabei um einen Nachweis über ihre Kandidaturtauglichkeit.
Wie Palin ist sie einigen Amerikanern vor allem durch ihre Fauxpas aufgefallen. Anfang des Jahres hielt sie eine Rede, die landesweit im Fernsehen übertragen wurde.
Michele Bachmann, republikanische Abgeordnete, will Präsidentin werden. /


Dabei sah sie sehr offensichtlich in die falsche Kamera - auch wenn das nicht ihr eigenes Verschulden war.
Doch viel entscheidender ist, dass Bachmann ihren Kritikern als radikal und kleinlich vorkommt.
«Sie hat sich bei der Präsidentschaftswahl 2008 einen Namen gemacht, indem sie damals beispielsweise die Frage aufbrachte, ob Barack Obama antiamerikanische Ansichten vertrete», so der Autor John Avlon.
«Sie wurde Gesicht und Stimme für dieses belastende Spannungsfeld, für diese paranoide Sichtweise in der amerikanischen Politik - viele Konservative, die beim Thema Steuern eher gemässigte Ansichten vertreten, werden sich bei dem Gedanken daran sehr unwohl fühlen, dass Bachmann behaupten könne, sie vertrete alle Republikaner.»
Bislang gibt es sieben Kandidaten für die parteiinternen Vorwahlen
Bislang gibt es sieben Kandidaten für die parteiinternen Vorwahlen der Republikaner. Mehr als ein Jahr des Wahlkampfs steht noch bevor, bis sich die Partei auf einen Anwärter festlegen muss. Die Wahl gegen Obama findet erst im November 2012 statt. Die Traditionalisten der Partei einigen sich schlussendlich vielleicht auf den Typus des klassischen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Das könnte Mitt Romney sein, der ehemalige Geschäftsmann und Gouverneur von Massachusetts. Er führt momentan in den Umfragen.
Doch die Republikaner der Tea-Party-Bewegung, die Vertreter des erzchristlichen Flügels der Partei und auch viele andere suchen immer noch nach einem geeigneten Kandidaten. Und ganz plötzlich sprechen viele von Bachmann.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.