«Die Ermittlungen werden noch einige Monate dauern», schätzt der Duisburger Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp. Klar scheint bisher lediglich, dass Verantwortliche fahrlässig gehandelt haben bei der Loveparade-Katastrophe am 24. Juli 2010 - und dass die so furchtbar aus dem Ruder gelaufene Techno-Veranstaltung auf einem eingezäunten alten Bahnhofsgelände nicht genehmigt werden durfte.
21 Tote, mehr als 500 Verletzte - so lautete die erschütternde Bilanz der Massenpanik, die am Sonntag vor einem Jahr am einzigen Zugangstunnel zum Veranstaltungsgelände ausbrach. «Die Loveparade wurde zum Totentanz», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, bei der Trauerfeier für die Opfer.
Schon in den ersten Tagen nach dem Unglück weigerten sich alle Beteiligten beharrlich, eine Mitschuld an dem Desaster zuzugeben.
Massenpanik an der Loveparade: Beim «Totentanz» starben 21 Menschen in der Menge. /


Stattdessen verwiesen Stadt, Veranstalter und Polizei auf angebliche Versäumnisse des jeweils anderen.
Sauerlands späte Entschuldigung
Ein Jahr nach der Tragödie wird nun gegen elf Mitarbeiter der Stadt, vier des Veranstalters und einen Polizisten ermittelt - wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung.
Die Staatsanwaltschaft sieht unter anderem Anhaltspunkte, dass Mitarbeiter zweier städtischer Ämter ihren Verpflichtungen zur Prüfung des Sicherheitskonzepts und der Einhaltung von Auflagen nicht nachgekommen sind. CDU-Oberbürgermeister Adolf Sauerland zählt nicht zu den Beschuldigten.
Trotzdem steht das Stadtoberhaupt seit dem Katastrophe massiv unter Druck: Kritiker fordern vehement seinen Rücktritt und werfen ihm vor, viel zu lange die Übernahme moralischer Verantwortung verweigert zu haben. Sauerland, für dessen Abwahl Duisburger Bürger derzeit Unterschriften sammeln, entschuldigte sich erst in vergangene Woche öffentlich bei den Opfern.
Genau ein Jahr nach dem Unglück soll am kommenden Sonntagnachmittag im Duisburger Fussballstadion die zentrale Trauerfeier stattfinden.