Nicht nur die islamistische Al-Schabab-Miliz, sondern auch die Übergangsregierung in Mogadischu sowie die Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU) hätten Verbrechen begangen und so die Lage der Bevölkerung verschlimmert, heisst es in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
«Alle Seiten müssen sofort mit den Missbräuchen gegen Zivilisten aufhören, die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und den Zugang zu Hilfen sowie Bewegungsfreiheit für Menschen, die vor Krieg und Dürre flüchten, sicherstellen», forderte die Organisation.
Der 58-seitige Bericht «Du weiss nicht, wen Du verantwortlich machen sollst: Kriegsverbrechen in Somalia» basiert hauptsächlich auf Interviews mit somalischen Flüchtlingen, die «Human Rights Watch» von ihren Erfahrungen erzählt haben. Sie berichteten unter anderem von gewaltsamen Angriffen, Vergewaltigungen, Einschüchterungen und Raub.
UNO-Kommission gefordert
Alle Seiten hätten Artilleriefeuer in Mogadischu eingesetzt und unschuldige Menschen getötet, hiess es weiter.
Das Land am Horn von Afrika leidet besonders unter der schwersten Dürre seit 60 Jahren. /


Es müssten dringend Schritte ergriffen werden, «um die gesetzeswidrigen Angriffe zu beenden, Hilfe ins Land zu lassen und diesen humanitären Albtraum zu beenden», sagte Daniel Bekele, der Afrika-Direktor der Organisation.
Die Menschenrechtsorganisation fordert unter anderem eine Kommission der Vereinten Nationen, die die Verbrechen untersuchen und die Täter ausfindig machen soll.
Zudem müssten die USA, die Europäische Union und die UNO Druck auf die somalische Übergangsregierung ausüben, die Verbrechen aufzuklären und - falls dies nicht geschieht - ihre Unterstützung für diese neu überdenken.
In Somalia gibt es seit 20 Jahren keine funktionierende Zentralregierung mehr. Das Land am Horn von Afrika ist vom Bürgerkrieg zerrissen und leidet besonders unter der schwersten Dürre seit 60 Jahren.
Die radikalislamische Al-Schabab-Miliz, die gegen die Übergangsregierung kämpft, verbietet zahlreichen westlichen Organisationen, die leidende Bevölkerung mit Hilfsgütern zu bringen.