«Bis vor zehn Jahren war der Emmentalerexport vom Bund subventioniert. Nach dem Ende der Förderungen setzte eine Marktbereinigung ein, die jetzt durch den Frankenkurs beschleunigt wird. Es werde noch einige weitere Betriebe zusperren müssen», sagt Emmentaler-Switzerland-Sprecher Christoph Stadelmann im Gespräch mit pressetext.
Überkapazitäten
Die Kapazitäten zur Emmentalerherstellung in der Schweiz sind im Moment etwa um ein Viertel zu hoch. «Wir haben Kapazitäten von 40.000 Tonnen im Jahr. Der Absatz beträgt im Moment aber nur 30.000 Tonnen. Diese Lücke ist nun einmal da. Es wäre Hellseherei zu sagen, wie viele Betriebe noch schliessen müssen, aber einige wird es treffen», so Stadelmann. Zusätzlich zu den Überkapazitäten, die ein Überbleibsel einer fehlgeleiteten Subventionspolitik sind, belastet auch der hohe Frankenkurs die Emmentaler-Industrie, die 75 Prozent exportiert. «Unter einem Kurs von einem Euro zu 1,40 Franken ist die Situation kritisch», sagt Stadelmann.
Momentan kostet der Schweizer Emmentaler 1,20 Euro pro Kilo. Konkurenzprodukte aus Deutschland sind schon ab 0,49 Euro zu haben. «Diesen Unterschied können wir mit Qualität und der Stärke der Marke 'Schweiz' nicht mehr wettmachen», sagt der Emmentaler-Sprecher. Ein anderes Problem der Industrie ist der rückläufige Umsatz im Hauptexportziel Italien, das alleine für ein Drittel des Absatzes verantwortlich zeichnet. Die von Italien importierte Menge ist um mehr als 20 Prozent zurückgegangen. Auch steigende Umsätze in den anderen beiden grossen Märkten Deutschland und Schweiz können diesen Verlust nicht kompensieren.
Käser mit einem Stück Emmentaler Käse. /


«Die schlechte Wirtschaftslage und die grosse Anzahl der Fälschungen in Italien setzen uns zu», so Stadelmann.
Düstere Aussichten
Vor zwei Jahren wurde das Marketingbudget für Emmentaler angehoben. Die Käser zahlen jetzt 60 Rappen pro Kilo anstatt 20. Von dieser Abgabe fliessen 80 Prozent direkt ins Marketing. «Wir erwarten uns 2012 erste bemerkbare Auswirkungen. Der Markenaufbau braucht Zeit», erklärt Stadelmann. Andere Massnahmen wie neue Produkte und die geplante Erschliessung neuer Märkte dürften kurzfristig keine Linderung bringen. Das zugrundeliegende Problem der Überkapazität wird dadurch überhaupt nicht angepackt. «Nur eine Erhöhung der Einnahmen pro Kilo für die Käser könnte hier Abhilfe schaffen. Dann könnten sie überleben, auch wenn sie nicht mit 100 Prozent ihrer Kapazität produzieren. Momentan ist es nur ein Preiskampf», erklärt Stadelmann.
Der Konkurrenzkampf unter den einzelnen Betrieben ist momentan besonders hart. Eine Zusammenarbeit wird momentan zumindest diskutiert. «Es wird in der Branche diskutiert, einen gemeinsamen Ein- und Verkauf zu organisieren, wie ihn andere Käsesorten schon eingeführt haben. Im Moment kaufen die Handelsketten direkt bei den Käsern. Könnten wir eine gemeinsame Stelle dazwischenschalten, wäre das gut für die Preisstabilität», sagt Stadelmann. Auch wenn diese Massnahmen implementiert werden und greifen, stehen der Emmentalererzeugung in der Schweiz noch schmerzhafte Einschnitte bevor.