US-Forscher hatten zuvor behauptet, dass asthmakranke Mütter mit dem Stillen das Asthma-Risiko des Kindes erhöhen. Das konnten die Forscher nun widerlegen. «Stillen kann guten Gewissens empfohlen werden - erst recht für Asthmatikerinnen», berichtet Studienleiterin Claudia Kühni.
Lunge um 180 Milliliter grösser
Die Forscher vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin analysierten umfangreiche Daten von 1400 englischen Schulkindern. 273 davon waren Kinder einer Mutter mit Asthma. Die Auswertung zeigte, dass das frühe Gestilltwerden alle Kinder freier atmen liess. Bei Kindern, deren Mütter Asthma hatten, fand sich auch ein positiver Einfluss auf die Lungengrösse, und zwar umso stärker, je länger sie gestillt wurden. Den Hinweis dafür lieferte die Auswertung des Atemzugsvolumens, schreiben die Forscher im «American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine».
«Im Schnitt haben gestillte Kinder von Mütter mit Asthma im Schulalter um 180 Milliliter mehr Atemvolumen als Nichtgestillte.
Stillen schützt vor Asthma. /


Zwar ist dieser Unterschied nicht gross, doch würde sich der Anteil von 20 Prozent der ungestillten Kindern mit der schlechtesten Lungenfunktion durch das Stillen auf zehn Prozent verringern», erklärt Kühni. Dass US-Daten von 2001 und 2007 teils ein negatives Urteil gefällt hatten, dürfte in den Augen der Forscherin ausser auf methodische Unterschiede eventuell auch auf andere Asthma-Behandlungsformen zurückzuführen sein.
Asthma-Medizin kein Hindernis
Für die Wirkung von Asthmamedikamenten auf ein gestilltes Kind gibt es bisher noch wenig Studien. Asthma zählt sicher nicht zu den wenigen Krankheiten, bei denen laut offiziellen Empfehlungen auf das Stillen verzichtet werden sollte. «Richtig dosiert haben Asthmamedikamente während Schwangerschaft und Stillzeit sicher keine negativen Auswirkungen auf das Kind haben. Beim Stillen sind die gesundheitlichen Vorteile für Mutter und Kind eindeutig im Vordergrund.»
Ein Rätsel bleibt weiterhin, auf welche Weise Muttermilch die Lunge positiv beeinflusst. Zwar sind enthaltene Abwehrstoffe bekannt, die vor Atemwegsinfekten in den ersten Lebensjahren schützen und die Lungenfunktion stärken. Folgt man den Auswertungen, sind jedoch andere Hauptursachen wahrscheinlich. «Möglich wäre, dass hormonähnliche Substanzen in der Muttermilch die Lunge grösser und widerstandsfähiger machen. Oder das Saugen an der Brust stimuliert das Lungenwachstum mechanisch», vermutet Kühni.