Das haben Forscher der Universität Kopenhagen ermittelt. «Flüchtlingskinder leben in einer Welt voller Chaos und Unsicherheit. Bildung gibt Struktur und Hoffnung. Sie ermöglicht ihnen zudem, Erwachsene zu werden, die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen», berichtet die Studienleiterin Tania Draebel von der Copenhagen School of Global Health.
Selbstverantwortung durch Bildung
Draebel untersuchte 220 schwangere Frauen, die ihre Kindheit in sudanesischen Flüchtlingslagern verbracht hatten. Zu den grössten Gesundheitsgefahren dieser Gruppe gehört Malaria, da sich werdende Mütter häufig mit bestimmten Formen der Krankheit infizieren und an die ungeborenen Babys weitergeben.
Auf der Suche nach Schutzfaktoren stiess Draebel unverhofft auf den Schulbesuch.
Positiver Effekt schon bei wenigen Wochenstunden Unterricht. /


«Gebildete und ungebildete Mütter verhalten sich völlig anders gegenüber Malaria. Wer als Kind in der Schule war, verwendet fünfmal eher Moskitonetze, nimmt 2,5-mal eher Malaria-Medikamente und geht bei Verdachtssymptomen dreimal eher zum Arzt.» Sozio-ökonomische Störfaktoren sind dabei schon berücksichtigt.
Positiv-Spirale statt Chaos
Dabei war die Schule der Frauen kaum mit jener in Europa vergleichbar, betont die Forscherin: «Die Klassenräumen waren bloss in Zelten oder Hütten improvisiert und der Unterricht fand nur sehr unregelmässig und oft nur wenige Monate pro Jahr statt. So lückenhaft diese Bildung auch war, sie zeigte dennoch bereits grosse Vorteile. Mit sehr wenigen Ressourcen erreicht man erstaunlich viel.»
Draebel sieht das Ergebnis als «Positiv-Spirale» der Entwicklung, die in der Flüchtlingshilfe und der Unterstützung von internen Vertriebenen stärker berücksichtigt werden sollte. «Kinder reflektieren die Zuwendung des Lehrers, so schwierig auch die Umstände sind, und machen daraus etwas Positives. Sie treten dabei aus der Opferrolle und entdecken ihre Möglichkeiten, die Welt selbst mitzugestalten. Das stärkt sie mental im Leben», so die Interpretation der Forscherin.