Nur zehn Tage vor eidgenössischen Abstimmung über die Managed-Care-Vorlage, welche die Ärztegesellschaft FMH bekämpft, müssen die gut 200 Delegierten in der Ärztekammer Zentralvorstand und Präsidium neu bestellen.
Statt einer Bestätigungswahl zeichnet sich diesmal ein Kampf ab - wenn es überhaupt zu den Wahlen kommt. Möglich ist auch, dass die Kür im Hinblick auf die Abstimmung verschoben wird. Allerdings müsste dazu ein entsprechender Antrag gestellt und gutgeheissen werden.
Der Haussegen im Verband FMH hängt ziemlich schief. Der Tessiner FDP-Nationalrat Ignazio Cassis tritt wegen des vom Verband unterstützten Referendums gegen die Managed-Care-Vorlage als Vizepräsident zurück und scheidet aus dem Zentralvorstand aus.
Kampfansage aus Zürich
Für den neunköpfigen Zentralvorstand bewerben sich zehn Kandidaten und eine Kandidatin. Von den bisherigen Mitgliedern hat neben Cassis nur ein weiteres Mitglied den Rücktritt erklärt. Es ist also möglich, dass ein Bisheriger über die Klinge springen muss.
Einer, der neu in den Zentralvorstand will, ist der Zürcher Chirurg Urs Stoffel. Er ist Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft und Co-Präsident der Konferenz der kantonalen Ärztegesellschaften. Standespolitisch damit ein Schwergewicht, visiert er klar das Präsidentenamt de Hallers an.
KEine Bestätigungswahl für Jacques de Haller. (Archivbild) /


Stoffel erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, seine Gegenkandidatur gegen de Haller hänge vom Resultat seiner Wahl in den Zentralvorstand ab. Ergebe sich aus seiner Stimmenzahl eine breite Unterstützung, trete er bei der Präsidentenkür gegen de Haller an. Andernfalls bescheide er sich mit seiner Funktion im Leitungsgremium.
FMH als Holding
Sollte er zum neuen FMH-Präsidenten gewählt werden, werde er die Gesellschaft nicht revolutionär verändern, sagte das FDP-Parteimitglied Stoffel weiter. Die Ärzteschaft sei basisdemokratisch organisiert. Er werde Strukturreformen umsetzen. Konkret schwebt Stoffel dabei eine Art Dachorganisation vor, die Aufgaben wie Tarifverhandlungen an die Fachgesellschaften abtritt.
Der amtierende Präsident Jacques de Haller war bei den Ärzten unter anderem wegen seiner gescheiterten Kandidatur als SP-Nationalrat in die Kritik gekommen. Auch sein anfängliches Engagement zugunsten der Managed-Care-Vorlage kreideten ihm die Berufsgenossen an.
De Haller möchte nach zwei Amtszeiten noch vier Jahre in dem Vollzeitjob als Präsident anhängen. Wie er kürzlich in einem Interview mit den Westschweizer Zeitungen «24 heures» und «La Tribune de Genève» erklärte, stellt Stoffels Kandidatur den Zusammenhalt der Ärzteschaft in Frage. Stoffel wolle einen lockeren Verband ohne echte Führerschaft.