Deutschland, neben Spanien meistgenannter Anwärter auf die EM-Krone, beschäftigte vor seinem Startspiel vor allem die Frage, wie der Starspieler des Gegners in den Griff zu kriegen ist. Die Tempo-Dribblings, die Power und die Technik von Cristiano Ronaldo können jede Abwehr vor unlösbare Probleme stellen. Dementsprechend liess Bundestrainer Joachim Löw den Entscheid, wer den portugiesischen Ausnahmekönner in Schach halten soll, bis kurz vor der Partie offen. Wer Ronaldo stoppen kann, hat den grössten Teil der Arbeit schon einmal erledigt.
Die Deutschen sind jedoch stark und selbstbewusst genug, um auch diese Aufgabe zu meistern. Schliesslich hat die Mannschaft an einer EM-Endrunde noch nie ein Startspiel verloren. In der Qualifikation gewann Deutschland sämtliche 10 Partien und in den letzten 16 Länderspielen erzielte das Team jedes Mal zumindest einen Treffer, in neun Fällen waren es sogar drei und mehr Tore. Auch das bisher letzte Aufeinandertreffen mit Portugal hatte mit einem Sieg der Deutschen geendet. 2008 warfen sie in Basel die Portugiesen mit einem 3:2 im Viertelfinal aus dem EM-Turnier. Cristiano Ronaldo blieb in diesem Spiel ohne Torerfolg.
Das ewige Duell
Diesmal treffen die beiden Teams schon in der Vorrunde aufeinander. Portugal hat an den letzten vier EM-Endrunden die Gruppenphase immer überstanden. 2004 an der Heim-EM scheiterten die Portugiesen erst im Final an Griechenland, vier Jahre zuvor hatten sie es in die Halbfinals geschafft. Auf dem Weg dorthin landeten sie in der in der Vorrunde in Rotterdam einen 3:0-Erfolg gegen ... Deutschland, das dadurch frühzeitig die Heimreise antreten musste.
Portugal hat zuletzt die Hauptprobe für die EM ziemlich vermasselt. In Lissabon ging vor einer Woche der letzte Test gegen die Türkei mit 1:3 verloren, wenige Tage zuvor gab es in Leiria, also ebenfalls zuhause, ein enttäuschendes 0:0 gegen Mazedonien. Doch nun zählt einzig die Frage, wie sich Cristiano Ronaldo an der EM ins Kollektiv einbringen kann. Sami Khedira, heute Samstag Gegner von Ronaldo, ist voll des Lobes über seinen Klubkollegen bei Real Madrid: «Sein Talent und sein Selbstvertrauen sind unerreicht. Wir dürfen ihm keinen Raum lassen.» Luis Figo, auch er eine Legende in Portugal, sagt: «Man kann Cristiano nicht komplett aufhalten.
Auf ihn müssen die Deutschen ganz besonders Acht geben: Cristiano Ronaldo. /


Aber eine EM gewinnt eine Mannschaft nicht wegen eines einzigen Spielers.»
Ein Sieg ist für Holland Pflicht
Das zweite Spiel der Gruppe B sieht einen deutlichen Favoriten. Um in dieser schwierigen Poule weiterzukommen, darf man gegen Aussenseiter Dänemark keine Punkte liegen lassen. Dessen ist sich Hollands Coach Bert van Maarwijk bewusst, wenn er sagt: «Die Partie gegen die Dänen ist unser wichtigstes Gruppenspiel.» Seit 1967 verloren die Holländer keines der acht Länderspiele gegen Dänemark, zumindest nicht in der regulären Spielzeit. In dieser Statistik ist aber auch das Halbfinal-Duell der EM 1992 enthalten. Damals stand es nach 120 Minuten 2:2, doch im Penaltyschiessen setzten sich die Dänen durch und holten schliesslich auch sensationell den Titel. Den bisher letzten Vergleich gewann Holland in der Vorrunde der WM 2010 mit 2:0.
Die Hoffnungen Hollands ruhen traditionellerweise auf der Offensive, die erneut so gut besetzt ist, dass selbst Träger grosser Namen auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen. So ist beim WM-Finalisten von 2010 Schalkes Klaas-Jan Huntelaar, bester Torschützer der Bundesliga, nur als Joker vorgesehen. Er muss vorerst hinter Robin van Persie, Arjen Robben und Ibrahim Afellay zurückstehen. Als gutes Omen darf 'Oranje' zudem werten, dass es seit dem EM-Titel von 1888 noch in jedem Turnier die Gruppenphase überstanden hat. Und von ihren letzten 25 Länderspielen haben die Holländer nur zwei nicht gewonnen: Den WM-Final 2010 gegen Spanien und das bedeutungslose letzte Spiel der EM-Qualifikation gegen Schweden, als sie schon längst als EM-Teilnehmer feststanden. Dänemark dagegen hat seit dem Titel von 1992 an den EM-Endrunden fast nur enttäuscht.
Kein Druck bei Dänemark
«Die anderen müssen siegen, wir wollen siegen», bringt Dänemarks Nationalcoach Morten Olsen die Ausgangslage auf den Punkt. Der seit 40 Jahren in Belgien lebende Olsen, der sein Team in 12 Jahren immerhin zu je zwei Welt- und Europameisterschafts-Endrunden geführt hat, wurde durch die holländische Fussball-Philosophie stark geprägt. 1998 wurde er mit Ajax Amsterdam Meister, zwei Jahre später führte er das offensive 4-3-3-System auch in Dänemark ein. Personell kann er aus dem Vollen schöpfen. Bei Holland fehlt Innenverteidiger Joris Mathijsen, der wegen einer Oberschenkel-Verletzung zumindest für dieses eine Spiel passen muss.
Holland - Dänemark
Samstag, 18.00 Uhr. - Metalist-Stadion, Charkiw. - SR Skomina (Slk).
Voraussichtliche Formationen:
Holland: 1 Stekelenburg; 2 Van der Wiel, 3 Heitinga, 13 Vlaar, 15 Willems; 6 Van Bommel, 8 Nigel de Jong; 11 Robben, 10 Sneijder, 20 Afellay; 16 Van Persie.
Dänemark: 1 Andersen; 6 Jacobsen, 3 Kjaer, 4 Agger, 5 Simon Poulsen; 7 Kvist, 21 Zimling; 10 Rommedahl, 8 Eriksen, 9 Krohn-Dehli; 11 Bendtner.
Bemerkung: Holland ohne Mathijsen (verletzt).
Deutschland - Portugal
Samstag, 20.45 Uhr (live auf fussball.ch). - Arena, Lwiw. - SR Lannoy (Fr).
Voraussichtliche Formationen:
Deutschland: 1 Neuer; 20 Boateng, 17 Mertesacker, 14 Badstuber, 16 Lahm; 7 Schweinsteiger, 6 Khedira; 13 Müller, 8 Özil, 10 Podolski; 11 Klose.
Portugal: 12 Rui Patricio; 21 Pereira, 3 Pepe, 2 Bruno Alves, 5 Fabio Coentrao; 16 Meireles, 4 Veloso, 8 Moutinho; 17 Nani, 23 Helder Postiga, 7 Cristiano Ronaldo.