Schon länger steht Michelle Obamas Kampagne gegen Übergewicht bei Kindern im Fokus der Öffentlichkeit. Nun zeigt sich die First Lady mit neuer Frisur und ist omnipräsent im Internet mit einem Video, in dem sie ihre Tanzkünste unter Beweis stellt.
Mit einem Gastauftritt bei der Oscar-Verleihung überraschte sie sogar Hollywood: Umgeben von Soldatinnen und Soldaten verkündete sie per Liveschaltung aus dem Weissen Haus den Gewinner in der Kategorie «Bester Film».
«Sie ist sympathisch und dynamisch. Mit dem Thema Gesundheit und dem Kampf gegen Übergewicht hat sie ein grossartiges Anliegen formuliert», so Talkshowmoderator Donny Deutsch. «Allerdings muss sie vorsichtig sein. Denn als sie bei der Oscar-Verleihung die Marines hinter ihr standen, wies das meiner Meinung nach beinahe monarchische Qualitäten auf.»
Monarchin mit Rhythmusgefühl
Falls dem so sei, ist sie eine Monarchin mit Rhythmusgefühl. Michelle Obama, die 49-jährige zweifache Mutter, war Gast bei Jimmy Fallons Late-Night-Show und zeigte bei einem Tanzduell mit dem Moderator unter dem Titel «Evolution of Mom Dancing», dass sie den Rhythmus im Blut hat.
Doch ihre Tanzeinlage zielte nicht nur auf Lacher ab. Tanzen ist ein gutes Training und in einem Land mit einer erschreckend hohen Rate übergewichtiger Menschen sollten wohl wesentlich mehr Leute Sport treiben.
«Let's Move» mit Michelle Obama. /


Inzwischen hat die First Lady ihre Initiative «Let's Move» nicht nur landesweit, sondern auch im Ausland vorgestellt. Bei einem Besuch in Südafrika liess sie sich sogar auf ein sportliches Kräftemessen mit dem ehemaligen Erzbischof Desmond Tutu ein und machte mit ihm Liegestütze.
Doch für die Bewunderer Michelles, die bereits erfolgreiche Anwältin in Chicago war, als sie sich bereit erklärte, einen Anfänger namens Barack Obama zu unterstützen, verstärken die letzten Tage nur den Eindruck, dass sie sich unter Wert verkauft.
«Genug mit dem Brokkoli und dem Rosenkohl - ganz zu schweigen von der vielen Aufmerksamkeit, die ihren Armen, Haaren, ihrem Hinterteil und der Designerkleidung zuteil wird», meint Courtland Milloy, Kolumnist der Washington Post. «Wo ist die intellektuelle Princeton-Absolventin, die Harvard-Anwältin und Mentorin des Mannes, der der erste afroamerikanische Präsident der Vereinigten Staaten werden sollte?»
CNN-Umfrage
Welcher Kritik die First Lady auch ausgesetzt sein mag, in der Bevölkerung geniesst sie grossen Rückhalt. Bei einer CNN-Umfrage vom Dezember zeigten sich 73 Prozent der Befragten mit der Arbeit der First Lady zufrieden.
Die Zustimmungsrate für den Präsidenten fällt dagegen etwa 20 Prozent niedriger aus. Sein Job mag natürlich auch etwas schwieriger sein. Diese Woche muss er sich mit drastischen Kürzungen im US-Haushalt herumschlagen, nachdem sich Demokraten und Republikaner beim Thema Budget weiterhin nicht einigen konnten.
Meistens sind First Ladys beliebter als die Präsidenten, mit denen sie verheiratet sind. Barack Obamas Frau erweckt zudem gekonnt den Eindruck, dass sie im Vergleich zu ihrem Mann wesentlich mehr Spass hat.
Jonathan Mann
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Seine Kolumne steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.