Nähere Angaben machte Polizeisprecher Michael Fichter vorderhand noch nicht. Der Mann hatte sich rund 24 Stunden in seinem Haus verschanzt und einer Aufforderung widersetzt, vor Gericht zu erscheinen. Der selbsternannte Heiler muss sich dort verantworten, weil er mutmasslich mindestens 16 Personen vorsätzlich mit HIV angesteckt hat.
Ein grosses Polizeiaufgebot hatte das Haus des Mannes seit gestern umstellt. Im Verlauf des Donnerstags war er mit einem Schwert und einem Messer bewaffnet kurz vor seinem Haus ins Freie getreten, dann verschwand er wieder. Danach blieb die Lage bis am Freitagmorgen ruhig.
Frau im Haus
Im Verlauf des Morgens, noch bevor der Heiler gefasst wurde, bestätigte die Polizei, dass sich im Haus des Heilers auch eine Frau befinde, in welcher Beziehung sie zum Heiler stehe, sei noch offen. Ebenfalls unklar sei, wie der Mann genau bewaffnet sei.
Die Polizei sei bis zur Wohnungstüre vorgedrungen. Durch diese habe der Heiler massive Drohungen gegen Polizei und Justiz ausgestossen. Der Einsatz gestalte sich nicht zuletzt wegen der «baulichen Situation» im Haus schwierig, hatte Polizeisprecher Fichter am Morgen noch gesagt.
Damit spielte er wohl auf Pressefotos der vergangenen Wochen an, auf denen zu sehen war, dass der Heiler sein Haus gegen mögliche Eindringlinge gut gesichert hatte, etwa mit Überwachungskameras.
Aus für das Katz-und-Maus-Spiel. (Symbolbild) /

Prozess geht weiter
Ungeachtet der Ereignisse soll der Prozess gegen den «Heiler» am Nachmittag im Berner Amthaus fortgesetzt werden. Dem Mann wird vorgeworfen, 16 Menschen absichtlich mit dem HI-Virus infiziert zu haben.
Der Beschuldigte war am Donnerstag nicht am Prozess erschienen, worauf das Gericht einen Vorführungsbefehl erliess. Seither verschanzt sich der Mann in seinem Haus.
Die Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstagabend eine 15-jährige Freiheitsstrafe wegen mehrfacher schwerer Körperverletzung und vorsätzlichen Verbreitens menschlicher Krankheiten gefordert. Am Freitag folgen die ersten Plädoyers von Opferanwälten. 13 der 16 Opfer treten als Privatkläger auf. Das Plädoyer der Verteidigung wird am Montag erwartet.
Die Berner Justiz ging ursprünglich nicht 16, sondern sogar 21 verdächtigen HIV-Infizierungsfällen nach, wie Staatsanwalt Hermann Fleischhackl in seinem Plädoyer sagte.
Doch vier mögliche Opfer stammen aus der Verwandtschaft des «Heilers». Sie haben die Schweiz mittlerweile verlassen und sich weiteren Einvernahmen entzogen. Bei einem fünften Infizierten - dem Mann, der sich jahrelang vom «Heiler» verseuchtes Blut abzapfen liess - ist bis heute unklar, wie er sich angesteckt hat.