Zudem machte er immer wieder den Eindruck, voller Selbstmitleid zu sein: Die Welt erlebte er offenbar ihm feindlich gesonnen. Am Ende habe er gar nichts mehr gehabt: Kein Geld, keine Wohnung, keine Frau, keine Kinder - und obendrein war er krank. Eigentlich wäre es das Beste gewesen, sich selbst zu töten, sagte er.
Dies tat er aber nicht. Der geständige Kosovare erschoss am 15. August 2011 auf offener Strasse in Pfäffikon seine Ehefrau und die Chefin des örtlichen Sozialdienstes. Bei der stundenlangen Befragung des Beschuldigten am Montag ging es aber noch ausschliesslich um die Vorgeschichte der Taten.
Schon lange Familienstreitigkeiten
Schon seit langem klappte es in der Familie nicht mehr. Die Frau mochte die wiederholten Gewalttätigkeiten des Ehemanns nicht mehr hinnehmen und wollte sich von ihm trennen. Die erwachsenen und heranwachsenden Kinder bestärkten die Mutter in dieser Absicht. Zudem führten sie kein Leben, wie es dem Vater gefiel.
Dazu kamen finanzielle und gesundheitliche Probleme des IV-Rentners. Er sei «nicht sofort durchgedreht. Das kam nach und nach», sagte der Kosovare. Die Kinder habe er hin und wieder geschlagen. «Wenn alle sechs Kinder Probleme machen, hält man das irgendwann nicht mehr aus.»
Die in den Tötungen gipfelnde Eskalation hatte zwei Monate zuvor begonnen.
Heute stand der Bluttäter vor dem Bezirksgericht in Zürich. /


In einem Streit verletzte der Mann seine Frau mit einer Schere am Arm. Dies brachte das Fass für sie zum Überlaufen: Die Frau reichte Anzeige ein.
Dem Mann wurde ein Rayon- und Kontaktverbot auferlegt, die Wohnungsschlüssel musste er abgeben. Er reiste für einen Monat in den Kosovo. Dort habe man ihn gehänselt, weil die Frau ihn verlassen habe. Er kam wieder in die Schweiz zurück, wo er einige Formalitäten zu erledigen hatte, und fuhr erneut hinunter.
Eine Woche vor den Taten kehrte er mit einer Pistole im Gepäck wieder nach Pfäffikon zurück. Er habe sie «sicher nicht, um jemanden umzubringen» mitgebracht, versicherte er. Einen plausiblen anderen Grund konnte er aber nicht nennen.
Die Situation des Mannes war rundum verfahren. Nach Hause durfte er nicht, auf dem Konto war kaum mehr Geld, mehr Mittel verweigerte der Sozialdienst, weil der Mann ja im Kosovo gewesen sei. Es kam zum Streit im Büro des Sozialdienstes.
«Etwas platzte in meinem Kopf»
Am Vormittag jenes 15. August - der heute 60-Jährige hatte in der Moschee in Wetzikon genächtigt - da «platzte mir etwas im Kopf», sagte der Beschuldigte. Nachher habe der Kopf «nach einem eigenen Schema» funktioniert - er wisse nicht wie.
Weiter kam die Befragung am Montagabend nicht. Um die tödlichen Schüsse, die er kurz danach zuerst auf die Ehefrau, dann auf die Sozialdienstchefin abfeuerte, geht es am Dienstagvormittag.
Am Nachmittag wird ein Zeuge befragt, am Mittwoch kommen die psychiatrischen Gutachter zu Wort und am Freitag stehen die Parteienplädoyers auf dem Programm. Das Urteil wird voraussichtlich am 19. April eröffnet.
Staatsanwalt Roland Geisseler verlangt eine Verurteilung des 60-Jährigen wegen mehrfachen Mordes und eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Verteidiger Thomas Fingerhuth gibt seine Anträge vor Gericht bekannt.