«Ich bitte auf Knien darum, dass Serbien für dieses in Srebrenica begangene Verbrechen verziehen wird», sagte Nikolic in einem Interview mit dem bosnischen Fernsehen.
«Ich entschuldige mich für alle Verbrechen, die im Namen unseres Staates und unseres Volkes begangen wurden», sagte Nikolic in einem Interview des bosnischen Fernsehsenders BHRT, von dem am Donnerstag Auszüge veröffentlicht wurden. Der Vorwurf des Völkermordes müsse aber «erst bewiesen werden», schränkte Nikolic ein.
Das Massaker in der ostbosnischen Stadt Srebrenica an rund 8000 bosnischen Muslimen durch bosnisch-serbische Verbände im Juli 1995 wird von der internationalen Justiz als Völkermord eingestuft.
Nikolic streitet Völkermord ab
Noch im Juni vergangenen Jahres hatte Nikolic gesagt, es habe sich in Srebrenica nicht um Völkermord gehandelt. Es sei «sehr schwierig», vor Gericht zu beweisen, «dass ein Ereignis die Form eines Völkermordes hatte», sagte er damals.
Auf die Frage, ob die Massentötungen und die Verschleppung von Frauen, Kindern und Alten nicht die Kennzeichen eines Völkermords seien, entgegnete Nikolic: «Alles, was im ehemaligen Jugoslawien geschehen ist, hatte die Kennzeichen eines Völkermords.»
Das Interview mit dem serbischen Präsidenten soll am 7. Mai ausgestrahlt werden. Auszüge waren am Donnerstag auf YouTube zu sehen, und das Präsidialamt in Belgrad bestätigte AFP die Äusserungen.
Nikolic war im Mai 2012 zum Präsidenten gewählt worden.
Tomislav Nikolic zeigt Reue. /


Sein Vorgänger Boris Tadic setzte unter anderem durch, dass das Belgrader Parlament das Massaker von Srebrenica verurteilte. In seiner Amtszeit wurden der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und auch der bosnisch-serbische Armeechef Ratko Mladic an das Haager UNO-Tribunal überstellt.
Zusammen mit Ultranationalisten
Bevor Nikolic Präsident wurde, trat er solchen Entwicklungen entgegen und arbeitete mit Ultranationalisten der Serbischen Radikalen Partei Hand in Hand. Sein Land strebt allerdings den Beitritt zur Europäischen Union an.
Das Haager Tribunal hatte ausser Karadzic und Mladic auch den ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic für das Srebrenica-Massaker verantwortlich gemacht. Milosevic starb aber 2006 im Gefängnis des Tribunals in Scheveningen.
Tadic begab sich im Jahr 2005 zu den Gedenkfeiern in Srebnica und bat die Angehörigen der Opfer um Verzeihung. Auch fünf Jahre später nahm er an der Zeremonie teil.
Belgrad, das die Serben in Kroatien und Bosnien unterstützt hatte, stritt jahrelang jede Verantwortung für Kriegsverbrechen in den beiden Nachbarländern ab. Erst 2010 entschuldigte sich das Parlament Serbiens für das Massaker in Srebrenica. Allerdings vermieden auch die Abgeordneten in Belgrad in ihrer Erklärung das Wort «Völkermord».