Ihr zufolge sind in Grossbritannien von den über 50-jährigen TV-Moderatoren gerade einmal 18 Prozent weiblich. Der 74-jährige Moderator fordert von der Branche, ihre «erniedrigenden» Vorurteile gegenüber älteren Frauen über Bord zu werfen und ihre Talente nicht weiter zu vergeuden.
Für Deutschland liegen derartige Zahlen nicht vor. Im Gespräch erklärt jedoch Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbandes, dass im Journalismus eine Ausgewogenheit der Geschlechter vorzufinden ist. Gleichzeitig gebe es aber auch Unterschiede je nach Altersgruppe und Mediengattung. Vor allem die schlechteren Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen beklagt der Verband.
«Kulturelle Veränderung» vonnöten
Dem Fernsehen auf der Insel wird von vielen Seiten vorgeworfen, gezielt attraktive junge Frauen vor die Kamera zu setzen, um so mehr Zuseher anzulocken. «So funktioniert Fernsehen, nicht nur bei der BBC, sondern in der gesamten Branche», sagt Dimbleby. Er glaube, das sei falsch. US-amerikanische TV-Sender würden hingegen Frauen vor der Kamera lassen. Der Moderator spricht von einer «kulturellen Veränderung», die es brauche.
Zählt man alle regelmässig erscheinenden Moderatoren der BBC, Sky, ITN und Channel 5 zusammen, kommt man auf insgesamt 481 Personen.
Kritiker orten Altersdiskriminierung und Sexismus in TV-Branche - Umdenken gefordert. /


26 davon sind Frauen über 50 Jahre. Labour-Abgeordnete Harriet Harman wirft der Fernseh-Industrie Altersdiskriminierung und Sexismus vor. «Das ist wirklich ein schwarzes Loch. Rundfunkstationen verhalten sich so als wenn die Zuseher vom Anblick einer älteren Frau geschützt werden wollen. Das ist unverschämt», bringt es Harmann auf den Punkt. Man müsse gegen die Vorstellung ankämpfen, wonach ältere Frauen weniger wertvoll seien, während Männer im Alter Weisheit, Autorität und Erfahrung anhäuften.
Mann gegen Frau
Als besonders scharfe Kritikerin gilt die ehemalige Nachrichtensprecherin Anna Ford. Sie hatte ursprünglich ihre Giftpfeile in Richtung Dimbelby losgelassen, der mit Mitte 70 noch einen lukrativen Vertrag mit der BBC aushandelte. Sie sehe keine Frau im selben Alter, mit der selben Intelligenz und dem selben ausgeleierten Blick, die so einen Vertrag habe wie Dimbleby. Angesprochen auf diesen Umstand hat er wiederum geantwortet, er wisse nicht was sie getan habe. Aber «ich glaube, sie ist schrecklich darüber verärgert, dass sie nicht mehr vor der Kamera steht».
Bei all den persönlichen Animositäten sind sie sich jedoch einig, dass es dringend ein Umdenken in den Chefetagen der Rundfunkanstalten braucht. Gespräche zwischen den TV-Sendern und der Older Women's Commission sind diesbezüglich bereits im Gange.