Der Schweizerische Erdbebendienst der ETH hatte um 5.30 Uhr bei St. Gallen in vier Kilometern Tiefe ein Beben der Stärke 3,6 registriert. Es stehe «wahrscheinlich in direktem Zusammenhang» mit den Test- und Simulationsmassnahmen im Bohrloch des Geothermieprojekts in St. Gallen, teilte der Dienst mit.
In den letzten Tagen habe es bereits mehrere Mikrobeben gegeben. Die Beben in der Nacht auf Samstag hätten in Stärke und Anzahl deutlich zugenommen. In den kommenden Tagen seien nach Einschätzung der ETH weitere Beben nicht auszuschliessen.
Bei den Notrufzentralen der Polizeien St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden gingen bisher keine Schadenmeldungen ein. Das Beben war aber in der Region St. Gallen deutlich spürbar.
Der Sprecher der St. Galler Kantonspolizei, Gian Rezzoli, sagte, er selber sei durch den Erdstoss um 5.30 Uhr erwacht. Das Rütteln sei deutlich wahrnehmbar gewesen.
Bisher keine spürbaren Erschütterungen
Das Geothermieprojekt in St.
Das Erdbeben steht wahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit den Test- und Simulationsmassnahmen im Bohrloch des Geothermieprojekts in St. Gallen. /


Gallen stand kurz vor der heissen Phase. In den nächsten Wochen sollte sich zeigen, ob in über 4000 Metern Tiefe das erhoffte Heisswasser gefunden wird.
Die Bohrarbeiten für das Geothermie-Projekt im St. Galler Sittertobel waren seit Anfang März Tag und Nacht im Gange. Anders als in Basel, wo ein Geothermieprojekt Ende 2009 wegen Erdbeben gestoppt werden musste, waren in St. Gallen bislang spürbare Erschütterungen ausgeblieben.
Wurde in Basel versucht, unter Hochdruck einen künstlichen Wasserkreislauf zu erzeugen, so kommt in St. Gallen die schonendere hydrothermale Methode zur Anwendung.
Dabei soll eine natürliche wasserführende Schicht angezapft werden. Das Heisswasser gelangt über das Bohrloch an die Erdoberfläche, wird dort genutzt und durch ein zweites Bohrloch wieder in die Tiefe zurückgepumpt.
Die deutsche Itag Tiefbohr-GmbH installierte im März den 60 Meter hohen Bohrturm. Seither stehen die Arbeiter und Ingenieure rund um die Uhr, sieben Tage die Woche im Einsatz.
Eine vergleichbare Anlage, wie sie St. Gallen plant, liefert seit 2007 in Unterhaching bei München Heizwärme und seit 2009 auch Strom. Das Kraftwerk liegt wie Teile der Ostschweiz im Bereich eines Molassebeckens mit grossen Erdwärme-Ressourcen, wie die Stadt St. Gallen auf ihrer Geothermie-Website schreibt.