Die Theorie, die Huonder mit seiner Schrift als unwahr zu entlarven versucht, ist jene des «Genderismus». Dessen Ziel sei es, dass jede sexuelle Identität als gleichwertig akzeptiert werde. «Der Genderismus betrachtet jede sexuelle Praxis (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell) als gleichwertig mit der Heterosexualität.»
Die konkrete Durchsetzung dieser «Ideologie» zeige sich nicht nur in den «vermeintlichen Rechten» der Homosexuellen, sondern auch in der «(Homo)-Sexualisierung der Kinder in Kindergarten und Schule», schreibt der Churer Oberhirte weiter. «Eine unmoralische sexuelle Aufklärung zerstört in den Heranwachsenden jedes Feingefühl.»
Kinder müssten sich in der stabilen Ehe ihrer Eltern entfalten können - der biologischen Eltern notabene. «Die Auslieferung von Kindern an gleichgeschlechtliche Paare beraubt sie der Grundlage einer gesunden psychischen Entwicklung.»
Mehrere Zeitungen zitierten am Sonntag aus dem «Wort des Bischofs», das auch der Nachrichtenagentur sda vorliegt. Verfasst hat Huonder das Rundschreiben an die Gläubigen im Hinblick auf den internationalen Menschenrechtstag vom Dienstag.
Huonder: Genderismus leugnet Natur
Der 71-jährige Huonder kritisiert darin weiter, der Genderismus leugne die «Vorgabe der Natur».
Bischof Vitus Huonder: «Die Auslieferung von Kindern an gleichgeschlechtliche Paare beraubt sie der Grundlage einer gesunden psychischen Entwicklung.» /


Damit wendet sich der Bischof etwa gegen Transsexuelle - also jene Menschen, die sich nicht ihrem biologischen Geschlecht zugehörig fühlen. «Der Mensch existiert, so die Schöpfungsordnung, als Mann oder Frau.» Über die Vorgabe des Schöpfers dürfe der Mensch nicht verfügen.
Bischof Huonder schliesst seinen Hirtenbrief mit der Aufforderung an die Gläubigen, ihre gesellschaftlichen und politischen Rechte und Pflichten wahrzunehmen. Dies mit dem Ziel, die in der Schöpfungsordnung grundgelegte Würde des Menschen auch im Gesetz zum Ausdruck zu bringen.
Der im September 2007 zum Bischof von Chur geweihte Huonder gilt als ausgesprochen konservativ. Zu diesem Ruf trugen auch frühere Schriften von ihm bei.
Hohe Wellen warf Huonders letztjähriger Hirtenbrief, in dem er sich dafür ausgesprochen hatte, geschiedene Wiederverheiratete von den Sakramenten auszuschliessen. In der Folge wehrten sich viele Pfarrer des Bistums Chur, den Brief im Gottesdienst zu verlesen.