«Die ganze Welt wird sehen, dass die Ukrainer diese Regierung nicht mehr ertragen», schrieb der Box-Weltmeister in einem Gastbeitrag für die Samstagsausgabe der «Bild»-Zeitung. «Ohne einen Rücktritt der Regierung kann es keine Rückkehr zu normalen Verhältnissen geben.» Die Opposition plant für Sonntag eine neue Massendemonstration.
Die verfeindeten Lager waren am Freitag erstmals zusammengetroffen. An dem ergebnislosen Treffen mit Janukowitsch hatten neben Klitschko auch Arseni Jazenjuk von der Vaterlandspartei der inhaftierten ehemaligen Regierungschefin Julia Timoschenko und Oleg Tiagnibok von der rechtsextremen Partei Swoboda (Freiheit) teilgenommen. Klitschko sprach anschliessend von einer «Scheinveranstaltung».
McCain besucht
Kiew
Unterdessen wollte US-Senator John McCain die Hauptstadt des Landes besuchen. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat werde am Samstag und Sonntag in Kiew sein und dort Vertreter der Regierung, der Opposition und der Zivilgesellschaft treffen, sagte der Sprecher des Republikaners, Brian Rogers, am Freitag. Der demokratische US-Senator Chris Murphy wird nach Angaben seines Sprechers am Sonntag dazustossen.
McCain hatte sich vor wenigen Tagen empört über das massive Vorgehen der ukrainischen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten geäussert. Auch die US-Regierung zeigte sich solidarisch mit der Opposition in der Ukraine.
Vitali Klitschko. (Archivbild) /


Die Europa-Staatssekretärin im US-Aussenministerium, Victoria Nuland, mischte sich diese Woche unter die pro-europäischen Demonstranten in Kiew. Washington erwägt zudem Sanktionen gegen die Führung Janukowitschs.
NATO will friedliche Lösung
Die NATO pochte derweil auf eine friedliche Beilegung des Konflikts. Der Generalsekretär des Militärbündnisses, Anders Fogh Rasmussen, sagte der «Welt» (Samstag): «Ich fordere die Regierung in der Ukraine auf, elementare demokratische Grundrechte wie freie Meinungsäusserung und Versammlungsfreiheit einzuhalten».
Nötig sei ein konstruktiver Dialog mit dem Ziel, eine friedliche Lösung herbeizuführen. Zugleich forderte Rasmussen alle Seiten zum Gewaltverzicht auf: «Die NATO ist äusserst besorgt über die Gewaltausbrüche in unserem Partnerland Ukraine.»
Lawrow poltert gegen Westen
Scharfe Kritik an der westlichen Haltung im Richtungsstreit um den aussenpolitischen Kurs der Ukraine kam am Samstag aus Russland. Auf ein «vollkommen normales Ereignis» wie Kiews Weigerung zum Abschluss eines umfassenden Abkommens mit der EU habe es eine «schamlose» Reaktion gegeben, sagte Aussenminister Sergej Lawrow in einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen. Die Massenproteste gegen Janukowitsch seien von langer Hand geplant, behauptete Lawrow.
Die Menschen in der Ex-Sowjetrepublik demonstrieren seit mehr als drei Wochen gegen die pro-russische Politik von Janukowitsch. Die Regierungsgegner streben nach einer Annäherung an die EU, die Janukowitsch auf Druck Russlands gestoppt hatte. Die klamme Ukraine hofft auf Milliardenhilfen von Moskau und Brüssel.