Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen betont in Lancet Oncology, dass Krebs heute in den Aufnahmeländern verstärkt zu Problemen führt. Innovative Finanzierungsprogramme und sogar Screenings in den Flüchtlingslagern könnten bei der Lösung helfen.
Jordanier stark betroffen
Unter der Leitung von Paul Spiegel untersuchten die Forscher die Förderungsansuchen, die an das Exceptional Care Committee (ECC) der UNHCR gerichtet wurden. Das ECC beurteilte zwischen 2010 und 2012 knapp 2'000 Behandlungsansuchen von jordanischen Flüchtlingen. Mit 511 entfiel rund ein Viertel der Ansuchen auf Krebs. Brustkrebs und Darmkrebs waren die häufigsten Erkrankungen. Rund die Hälfte dieser Fälle wurde anerkannt und eine finanzielle Unterstützung gewährt.
Förderungsansuchen wurden abgelehnt, wenn die Prognose des Patienten schlecht oder die Behandlung zu teuer war. Die höchsten genehmigten Beträge waren 2011 rund 4'600 Dollar (4'116 Franken) und 2012 gut 3'500 Dollar (3'132 Franken). Laut Spiegel haben die Länder des Mittleren Ostens Mio. von Flüchtlingen aufgenommen, die zuerst aus dem Irak und Syrien kamen.
«Dieser massive Zustrom hat die Gesundheitssysteme auf allen Ebenen in eine sehr schwierige Lage gebracht.
Länder, die Flüchtlinge aufnehmen, kämpfen mit steigenden Kosten. /


Trotz der Hilfe internationaler Organisationen und Spenden ist es nicht gelungen, diese Situation zu verbessern», weiss Spiegel. Die finanzielle Belastung sei in einem unverhältnismässig hohen Ausmass auf diese Länder zugekommen. Das jordanische Gesundheitsministerium musste in den ersten vier Monaten des Jahres 2013 geschätzte 53 Mio. Dollar (47 Mio. Fr.) für die medizinische Versorgung von Flüchtlingen aufbringen.
Krebsprävention gefordert
Die Studienautoren fordern eine verbesserte Krebsprävention und -behandlung im Flüchtlingsbereich. Sie empfehlen Massnahmen wie innovative Finanzierungsformen, eine verbesserte Erstversorgung in den Flüchtlingslagern mit Massnahmen inklusive Screenings, Mammografien und die Entwicklung von elektronischen Krebsregistern, die eine Unterbrechung der Behandlung verhindern sollen.
Bis heute orientieren sich die Reaktionen auf humanitären Krisen laut Spiegel an den Erfahrungen aus Flüchtlingslagern in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Dort waren Infektionskrankheiten und Unterernährung die grössten Probleme. «Im 21. Jahrhundert geht es bei der Versorgung von Flüchtlingen um einen längeren Zeitraum. Es sind vor allem Länder mit mittleren Einkommen betroffen, in denen chronische Krankheiten wie Krebs häufiger vorkommen», verdeutlicht Spiegel.