Die Forscher verglichen Fruchtwasserproben von Frauen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Frauen mit einer erhöhten Konzentration von Steroidhormonen im Fruchtwasser häufiger Kinder gebären, die später Autismus entwickeln.
Erster nicht-genetischer Hinweis
Steroidhormone sind etwa Testosteron, Progesteron und Cortisol - das sind Sexualhormone. «Die Ergebnisse könnten uns helfen zu erklären, warum Autismus häufiger bei Männern auftritt», sagt Expertin Simon Baron-Cohen. «Die Steroidhormone sind unser erster nicht-genetischer Hinweis auf die Entwicklung von Autismus bei Kindern.»
Das Team um Baron-Cohen und Michael Lombardo in Cambridge sowie Bent Nørgaard-Pedersen in Kopenhagen untersuchte für die Studie etwa 19'500 Fruchtwasserproben.
Der Vorgang beginnt bereits während der Schwangerschaft. (Symbolbild) /


Sie entnahmen sie einer dänischen «Biobank», die solche Proben sammelt. Die Wissenschaftler konnten Daten von Frauen ermitteln, die zwischen 1993 und 1999 geboren sind. Die Befunde der Fruchtwasserproben verglichen sie mit dem Vorkommen an Autismus erkrankter Söhne der Frauen.
Warnen vor Steroidhormon-Blockern
Im Vergleich zu gesunden Männern waren die Autisten im Bauch der Mutter einer höheren Steroidkonzentration ausgesetzt.
«Dass ein erhöhter Testosteronspiegel mit einer langsameren Sozial-und Sprachentwicklung, einer Detailverliebtheit - also autistischen Zügen - einhergeht, wussten wir schon», sagt Baron-Cohen. Nun konnte gezeigt werden, dass zu viele Steroidhormone während der Schwangerschaft bei den Kindern zu Autismus führen können.
«Unsere Ergebnisse sollten aber nicht dazu führen, dass Schwangere Steroidhormon-Blocker einnehmen», warnt Baron-Cohen. Denn auch dies könnte unerwünschte Nebenwirkungen haben und das Gehirn des Kindes dauerhaft schädigen. Denn die Steroidhormone zeigten zwar ihre Wirkung, die komplexen Zusammenhänge von Autismus müssten aber noch weiter erforscht werden.