Der Kandidat der säkularen Partei Nidaa Tounès habe "nur knapp" eine absolute Mehrheit verfehlt, fügte Mohsen Marzouk vor Journalisten hinzu. Eine Stichwahl im Dezember sei wahrscheinlich.
Der Urnengang am Sonntag war die erste freie Präsidentschaftswahl in der Geschichte Tunesiens. Die Abstimmung soll den Übergangsprozess zur Demokratie in Tunesien vollenden, der nach dem Sturz von Machthaber Zine El Abidine Ben Ali im Frühjahr 2011 eingeleitet worden war.
Als Favorit galt schon im Vorfeld der 87-jährige Essebsi, dessen Nidaa Tounès das Parlament dominiert und den Islamismus zurückdrängen will. Bei der Parlamentswahl im Oktober war Essebsis Partei zur stärksten Kraft vor der islamistischen Ennahda-Partei aufgestiegen. Die Ennahda hat keinen Kandidaten ins Rennen geschickt, um das Land nicht weiter zu spalten, wie die Partei erklärte.
Insgesamt kandidierten 27 Bewerber für das Präsidentenamt. Zu ihnen zählte Amtsinhaber Moncef Marzouki, der mit dem Versprechen antrat, dass allein er das Erbe der Revolution bewahren könne.
Die besten Chancen bei der Entscheidung hat laut Meinungsumfragen der 87-jährige Kandidat Béji Caïd Essebsi. /


Mit Richterin Kalthoum Kannounur kandidierte nur eine Frau.
Verzögerungen in Grenzgebieten zu Algerien
Die Wahl mobilisierte die Massen allerdings nicht. Am Sonntagnachmittag hatten lediglich rund 32 Prozent der registrierten Wähler ihre Stimme abgegeben.
Tunesische Wahlbeobachter berichteten vereinzelt von Stimmenkäufen und anderen Versuchen, Wähler zu beeinflussen. Aus europäischen Wahlbeobachterkreisen hiess es, dass die Abläufe ein wenig besser als bei der Parlamentswahl vor einem Monat seien.
Der Leiter der Abteilung Nahost und Nordafrika des Internationalen Republikanischen Instituts (IRI) und Wahlbeobachter Scott Mastic sagte der Nachrichtenagentur dpa, der Tag sei im positiven Sinne "ereignislos" gewesen. Die Vorbereitung der Wahlhelfer habe gut funktioniert. "Ich hätte mir allerdings mehr Enthusiasmus der Wähler gewünscht."
In einigen Gebieten nahe der Grenze zu Algerien gab es nach Angaben der Wahlkommission wegen der schwierigen Sicherheitslage Verzögerungen. Die Grenze zum Krisenland Libyen wurde bereits vorab gesperrt. Vorläufige Ergebnisse werden innerhalb von 48 Stunden erwartet.