Das mit harter Hand regierte Land ist erstmals an der Ferienmesse präsent. Das rief vier Aktivisten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf den Plan. Sie stellten sich am Donnerstag beim Eingang auf, um die ersten Messebesucher auf die Lage der Menschen in Nordkorea aufmerksam zu machen.
«Amnesty ruft nicht dazu auf, Nordkorea als Reiseland zu boykottieren», betonte die Organisation auf einem «Beipackzettel» für potenzielle Besucher. Die Reiseveranstalter müssten aber darüber informieren, dass die Menschenrechte in Nordkorea aufs Schlimmste verletzt würden.
Die Messeverantwortlichen hatten Kenntnis von der Aktion im Eingangsbereich. In der Schweiz herrsche Meinungsfreiheit, stellte Mischa Niederl, der Leiter der Schweizer Ferienmessen, fest.
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda verteidigte er die Präsenz von Nordkorea. Die Ferienmesse habe seines Wissens noch nie ein Land abgewiesen.
Gebe es in Nordkorea mehr Tourismus, könne das zur Öffnung des Landes und zu besseren Lebensbedingungen beitragen. Aus diesem Grund habe man dem Wunsch der Reiseveranstalter Globetrotter und Background Tours entsprochen, in Bern für Nordkorea-Besuche werben.
Medienhype zum Auftakt
Der schlicht gehaltene Nordkorea-Stand wurde zum Messebeginn vor allem von Medienschaffenden belagert, die sich mit Kameras und Mikrofonen auf die Auskunftspersonen vom nordkoreanischen Tourismusministerium und auf potenzielle Besucher stürzten.
Die Ferienmesse Bern hat ihre Tore bis am Sonntag geöffnet. /


Der frühere «10-vor-10»-Moderator Walter Eggenberger leitet seit Jahren Führungen durch Nordkorea. Er betonte, das Land sei faszinierend und absolut sicher. Dass man gleich im Knast lande, wenn man etwas Falsches sage, sei «dummes Zeug».
Die zu Globetrotter gehörenden Background Tours verlangen 4000 Franken für den neuntägigen Nordkorea-Trip. Nebst dem Aufenthalt in der Hauptstadt Pjöngjang gibt es etwa Ausflüge ins Kumganggebirge und in die demilitarisierte Zone.
Suche nach dem Unbekannten
Die Reiseteilnehmer hätten ganz unterschiedliche Beweggründe, sagte Globetrotter-Geschäftsführer Ruedi Bless. Die älteren interessierten sich vor allem für die bewegte Geschichte des Landes. Die jüngeren Nordkorea-Reisenden suchten einfach «etwas Neues, Unbekanntes».
Gleich auf der Rückseite des Nordkorea-Standes haben die Messebetreiber den Stand des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) platziert. Die Auskunftsdamen erklären den Besuchern dort, wie sie die Website mit den EDA-Reisehinweisen für die einzelnen Länder finden.
Die Ferienmesse Bern hat ihre Tore bis am Sonntag geöffnet. Die Verantwortlichen erwarten etwa 40'000 Besucher. Einen Schwerpunkt legt die Messe dieses Jahr auf die Nordischen Länder und die Arktis.