Jürg Zentner / Quelle: news.ch / Montag, 2. Februar 2015 / 16:51 h
Wenn überall dort, wo man früher illegale Partys feierte, heute legale Neubauten stehen, ist man zu alt für die programmierte Feierei. Genauso wie sich die Orte verändern, sollte man sich selbst weiterentwickeln und nicht mit 40 noch in Clubs rumhängen.
Aber was macht man, wenn man zu alt für Clubs ist und zu jung fürs Hämorrhoiden-Programm, also Mehrgang-Dinner und Spiessbürger-Theater? An ein Konzert vielleicht, mit anschliessendem Barbesuch. Ins Kino gehe ich nicht - vom penetranten Popcorn-Geruch wird mir schlecht. Was bleibt sind Partys im privaten Rahmen. Ein paar Leute einladen, ein bisschen was zu essen und trinken - schon kann's losgehen. Denkste.
Mit dem Alter kommen auch die Mödelis. Der eine kann dies nicht essen, die andere hat von jenem eine Allergie und sowieso sind jetzt alle vegan. Darum gibt's auch statt richtigem Fondue die vegetarische Version - das Vondue - das so aussieht und schmeckt wie Flüssig-Zement.
Seit das Rauchen in Clubs und Restaurants verboten ist, darf man auch nicht mehr an Privat-Partys rauchen. Als ob man dafür gebüsst werden könnte: Geraucht werden darf nur auf dem Balkon, wo sich dann auch die Mehrheit der Partygäste sammelt. Abgesehen davon, dass eine lustige Party-Blase auf dem Balkon garantiert für Nachtruhestörung bei den Nachbarn sorgt, ist es auch für die zwei drinnen verbleibenden Nichtraucher unangenehm, wenn sich niemand mit ihnen unterhält.
Eine weitere Eigenart, die sich in den letzten Jahren eingeschlichen hat, ist das Ausziehen der Schuhe vor der Wohnung des Partyveranstalters.
Party wie früher. /


Nichts ist würdeloser als eine Party-Crowd in Socken und Nylon-Strümpfen. Entweder der Gastgeber will lieber seinen Boden schonen als seine Gäste oder er will dadurch eine schnelle Flucht verhindern.
Bei Privat-Partys kann alles passieren. Zum Beispiel, dass es nicht genügend Alkohol gibt oder jemand unbedingt seine Ferienfotos zeigen will. Auch schon vorgekommen, dass sich der Gastgeber mitten in der Party einfach schlafen legt oder - selbst erlebt - ein heisses Bad nimmt. Manchmal ziehen müde Gastgeber auch das Pyjama an oder putzen sich demonstrativ die Zähne, damit die Gäste endlich verschwinden.
Mich stört ausserdem, wenn Kinder bei einer Erwachsenen-Feier anwesend sind. Weil man höllisch aufpassen muss, was man sagt, damit einem die Kids nicht frech übers Maul fahren «das törfmer nöd sägä». Es gibt auch solche, die so lange Radau machen bis die Erwachsenen entnervt aufhören zu diskutieren und sie ihre uninteressanten, meist soeben erfundenen Geschichten erzählen können. Das hätte ich mir als Kind nie erlaubt.
Wegen den Kindern fehlen bei Wohnungs-Partys auch oft die Schlüssel zum abschliessen der Toilettentür. Aus Angst, die Kinder könnten sich einschliessen, dürfen Erwachsene die Privatheit der Toilette nicht geniessen und müssen hoffen, dass niemand rein kommt. Klappt nicht immer: So soll es gemäss Erzählungen von Freunden auch schon vorgekommen sein, dass Kinder die Party-Gäste dabei erwischten, wie sie am «WC-Deckel schnüffelten».