Andreas Kyriacou / Quelle: news.ch / Freitag, 13. Februar 2015 / 08:09 h
Und nun doppelte er nach: Würdevoll nannte er die Einstellung eines Vaters, der sich gelegentlich genötigt sieht, seinen Nachwuchs mit Schlägen zu erziehen, dabei aber nie aufs Gesicht zielt.
Viele reagieren erstaunt, entsetzt, ungläubig. Doch Herr Bergoglio erhält für seine Erziehungstipps nicht nur von so manchem Online-Kommentarschreiber Unterstützung; er kann sich - und das dürfte für ihn entscheidender sein - auf die Bibel berufen.
Vor allem Sprücheklopfer Salomo, dessen «Weisheiten» auch ins Neue Testament aufgenommen wurden, liefert den Freunden der körperlichen Züchtigung wertvollen Input: «Wer seine Rute spart, hasst seinen Sohn, aber wer ihn lieb hat, sucht ihn früh heim mit Züchtigung.» «Narrheit ist gekettet an das Herz des Knaben; die Rute der Zucht wird sie davon entfernen.» «Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele vor der Hölle.» «Rute und Zucht geben Weisheit; aber ein sich selbst überlassener Knabe macht seiner Mutter Schande.»
Man braucht also gar nicht auf den alttestamentarischen Mann fürs Grobe, Moses, der für unartige Kinder gleich die Steinigung empfiehlt, zurückgreifen, um biblische Rechtfertigungen häuslicher Gewalt zu finden.
Renne, Kind, renne! Da kommt der Papst mit seiner Rute! /


Und Gewalt war, wie man aus unzähligen, bedrückenden Erzählungen von Opfern weiss, in so manch kirchlich geführtem Heim Alltag. Auch wenn sich viele Berichte auf vergangene Jahrzehnte beziehen, dürften kirchliche Institutionen weiterhin Opfer produzieren.
Noch 2014 warf das UNO-Kinderrechtskomitee dem Vatikan vor, zu wenig zu unternehmen, um sexuelle Übergriffe und körperliche Züchtigung durch ihre Vertreter zu verhindern. Der Vatikan reagierte, wie man es von einer Theokratie erwarten darf: er geisselte den Bericht als Einmischung in die «Lehre der katholischen Kirche über die Menschenwürde» und als Versuch, die Ausübung der Religionsfreiheit zu beschränken.
Vor wenigen Tagen schlug der Vatikan vor, einen Gedenktag für die Missbrauchsopfer einzuführen, eine reine Nebelpetarde, denn nach wie vor schützt der Scheinstaat die Täter und verweigert er den Opfern Entschädigungen. Es ist offensichtlich: auch unter Franziskus versucht sich die Katholische Kirche dem Rechtsstaat zu entziehen. Wer noch immer Mitglied ist, diese Machenschaften aber ablehnt, dem sei der Tipp des Twitterers Mario Grabner ans Herz gelegt: Ihr könnt dem Papst einen würdevollen Tritt verpassen, den Kirchenaustritt.