Dass die FIFA-Exekutive an ihrer Sitzung vom 19./20. März in Zürich dem Vorschlag der Task-Force nicht folgt, ist nicht anzunehmen. In einer Stellungnahme schrieb die FIFA am Dienstag: "Nach einem sechsmonatigen Konsultationsprozess ist der Zeitraum von Ende November bis Ende Dezember der tragfähigste. Alle sechs Konföderationen stehen voll hinter den vorgeschlagenen Turnierdaten." FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke sagte: "Nach allen Diskussionen hat es nur diese Lösung gegeben."
Mögliche Alternativen waren nicht praktikabel. Im Januar/Februar 2022 hätte die WM-Endrunde eine Termin-Kollision mit den Olympischen Winterspielen verursacht. Eine Verschiebung in den Winter 2023 war rechtlich nicht möglich. Die von den europäischen Top-Klubs vorgeschlagene "Frühjahrs-WM" von Ende April bis Ende Mai hätte ähnliche Probleme mit sich gebracht wie der traditionelle WM-Termin im Juni/Juli: die für Spieler und Fans unzumutbar hohen Temperaturen in Katar von bis zu 40 Grad.
Die Sommer-Hitze macht auch eine Austragung des Confederations Cup in Katar unmöglich. Das Turnier mit acht Mannschaften, das im Normalfall ein Jahr vor der WM im Gastgeberland als Probelauf durchgeführt wird, findet im Juni 2021 in einem anderen asiatischen Land statt. Als WM-Generalprobe dient dann die Klub-WM im November/Dezember 2021.
WM-Final am Tag vor Heiligabend?
Weil im Spätherbst die Meisterschaften und europäischen Wettbewerbe unterbrochen werden müssen, schlägt die Task-Force zudem eine verkürzte Turnierdauer vor. Allerdings soll am aktuellen WM-Modus mit 32 Mannschaften und 64 Spielen festgehalten werden. Im Gespräch ist nun eine WM vom 26. November bis 23.
Die FIFA-Exekutive muss den WM-Termin noch absegnen. /


Dezember 2022.
Gleichwohl sind die Klubs und die Vertreter der Ligen nicht glücklich über eine WM im November/Dezember. Wohl stellvertretend für die meisten sagte Richard Scudamore, der Chef der Premier League: "Das ist enttäuschend. Es ist der falsche Entscheid. Wir sind von der UEFA im Stich gelassen worden."
Der Schaden, der den Ligen und den Klubs durch den Unterbruch der Meisterschaften und der europäischen Wettbewerbe erwächst, dürfte die FIFA teuer zu stehen kommen. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorsitzende der "European Club Association", platzierte bereits eine Forderung: "Den Klubs und Ligen kann nicht zugemutet werden, allein den Preis für die Verlegung der WM in den Winter zu bezahlen. Wir erwarten ebenso die Bereitschaft, den Schaden für die Klubs zu kompensieren."
SFL-CEO Schäfer: "Enttäuscht, dass es so gekommen ist"
Auch bei der Swiss Football League (SFL) stösst die jüngste Entwicklung nicht auf Gegenliebe. CEO Claudius Schäfer konstatierte gegenüber "SRF": "Wir sind enttäuscht, dass es so gekommen ist. Für uns ist das nicht gut. Diese Planung stellt uns vor grosse Herausforderungen. Wir werden den Spielbetrieb gegen Ende Jahr früher einstellen und entsprechend im Sommer früher beginnen müssen. Es wird darum gehen, irgendwie 18 Runden durchspielen zu können. Wir hätten die Variante mit der WM im Mai klar bevorzugt."
Der Schweizerische Fussballverband beurteilt den präsentierten Lösungs-Ansatz der Task-Force als "sinnvoll". In einer Stellungnahme des SFV heisst es: "WM-Begegnungen sollen bei klimatischen Bedingungen stattfinden, welche für die Fussballer und die Spielqualität am geeignetsten sind." In der Task-Force seien genug Fachleute gewesen, die Verbände und Ligen repräsentiert und deren Interessen vertreten hätten. "Unbestritten ist, dass es bis zu dieser WM noch sehr viele Arbeiten auf verschiedenen Ebenen zu bewältigen gilt, insbesondere auf Stufe der Erstellung von Spielplänen für die Fussball-Landesmeisterschaften", ist man sich aber auch beim SFV bewusst.
Beim SFV und bei der SFL vermutet man, dass eine WM im Mai für die Meisterschaften in der Schweiz und anderen europäischen Ländern weniger organisatorische Herausforderungen mit sich bringen würde als eine Endrunde im November/Dezember.