ps / Quelle: pd / Freitag, 15. Juni 2018 / 18:10 h
Die Organisation des aktuellen Schweizer Gesundheitssystems beruht auf dem seit 1996 geltenden Krankenversicherungsgesetz (KVG). Dieses unterteilt die Krankenversicherung in eine
obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKPV) und eine
freiwillige Zusatzversicherung
. Zur Grundsicherung gehört ein bundesweit einheitlicher Leistungskatalog. Dazu zählen neben den Grundleistungen bei Krankheit, Mutterschutz und Unfall auch Leistungen aus der Alternativmedizin.
Zahnärztliche Behandlungen
sowie die Zahlung von Krankengeld sind dabei nicht mitinbegriffen. Die Kopfprämie ist für Herr und Frau Schweizer (ab 25 Jahren) gleich - sie variiert jedoch stark von Anbieter zu Anbieter und von Kanton zu Kanton. Im Jahr 2014 beispielsweise reichten die Durchschnittsprämien für Erwachsene von
308 Franken
im Kanton Appenzell Innerrhoden bis zu
512 Franken
im Kanton Basel-Stadt. Und klar ist: Zwischen 1996 und 2014 haben sich die Monatsprämien für Erwachsene im Schnitt sogar um insgesamt
96 Prozent
erhöht.
Die ungerechte Ausgangslage der Schweizer Versicherungsstruktur
Während die OKPV für alle Schweizer Pflicht ist, kann eine private Zusatzversicherung frei dazu gewählt werden. Da jeder Schweizer Bürger seinen Krankenversicherer frei wählen darf, befinden sich die zahlreichen Krankenkassen in einer beispiellosen Konkurrenzsituation. Viele von ihnen geben ihr Geschäft auf - zu gross ist der Preiskampf. Schliesslich ist klar: Für die bundesweit gleichen Leistungen der OKPV will niemand mehr als die Anderen zahlen. Die finanzielle Leistungsfähigkeit des Versicherten hat dabei keine Auswirkung auf die Höhe des Beitrags zur Krankenkasse - besonders Einkommensschwache werden von dieser Regelung benachteiligt. Dies wird vor allem dann deutlich, wenn die erwachsenen Versicherten im Krankheitsfall Kosten bis zu einer Höhe von 300 Franken pro Jahr vollständig selbst tragen müssen. Diese
Jahresfranchise kann durch die Versicherer durch risikoäquivalente Prämien bzw. durch Prämienreduzierung bei leistungsstarken Einzahlern beeinflusst werden. Die staatlichen Zuschüsse für Kantone mit hohen Prämien bleiben jedoch oftmals niedrig. Ärzte fühlen sich gezwungen, sich im stärkeren Masse als bisher Behandlungsleitlinien und einem
betriebswirtschaftlichen Controlling
unterwerfen zu müssen. Patienten beklagen ferner, dass das Versicherungsangebot insgesamt intransparent bleibt und es an Beratungsstellen mangelt.
Die Digitalisierung revolutioniert das Gesundheitswesen
Die Chancen der Digitalisierung sind faszinierend. Angefangen hat es mit einfachen Fitness-Armbändern, doch aus ihnen wurden regelrechte Allrounder-Geräte. Neue
Selbstvermessungstechniken
erlauben das Messen und die Speicherung von Informationen über das Körperbefinden. Zu diesen Daten gehören unter anderem:
Herzfrequenz
Kalorienverbrauch
Körpertemperatur
Puls
Sauerstoffgehalt
(im Blut)
Ferner können solche Geräte die
Bewegungen
des Trägers sowie zurückgelegte
Distanzen
messen.
Kann künstliche Intelligenz den direkten Kontakt mit dem Arzt ersetzen? /


Diese Daten sind medizinisch auswertbar und daher auch der Grund dafür, weswegen nun unzählige Start-ups und grosse Technologie-Unternehmen auf den Gesundheitsmarkt drängen. Denn Fakt ist: Die Digitalisierung wird die Gesundheitsversorgung verändern. Die Frage ist nur: In welche Richtung? Folgende Szenarien sind denkbar bzw. bereits umgesetzt:
Big Data:
Menschen produzieren im Internet Unmengen an Daten bzw. «Big Data». Diese können in der Medizin nicht nur gesammelt und ausgewertet werden, um Diagnosen oder Krankheitsbilder besser einschätzen zu können, sondern auch von diversen Akteuren zu Geld gemacht werden.
Ear-Plugs & Wearables:
«Wearables» sind ausdauernde und kompakte Geräte, die von einem Nutzer bequem sowohl zu Fitness- als auch zu Vorsorgezwecken getragen werden können. Noch umfassendere Messungen könnten zukünftig spezielle Kopfhörer bzw. «Ear-Plugs» liefern. Denn das menschliche Ohr bietet die besten Voraussetzungen dafür.
Künstliche Intelligenz:
Computer sind nur so schlau wie der Mensch, der sie programmiert. Künstliche Intelligenz kann aber mittlerweile auch lernen. Es wird ihr daher nicht ohne Grund nachgesagt, sie könnte das Gesundheitswesen gänzlich revolutionieren. Schliesslich können Computer-Systeme heutzutage nicht nur Handschriften und Sprachen erkennen, sondern auch helfen, bessere Diagnosen zu stellen.
Telemedizin:
Immer wieder wird kontrovers diskutiert, ob es sinnvoll ist, Patienten eine Videosprechstunde mit dem Arzt von zu Hause aus zu ermöglichen. Doch es ist möglich und somit ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung barrierefreier Arztbesuch. So könnten Ärzte beispielsweise nach einer Sichtung des Patienten vor Ort Zugangscodes vergeben, mit denen Patienten sich dann von zu Hause aus zu einem weiteren vereinbarten Termin in Videosprechstunden einloggen könnten. Inwieweit Ärzte zukünftig per PC, Smartphone oder Tablet konsultiert werden können, wird sich zeigen.
Eine medizinische Vision jenseits des Standards
Wer sich in der digitalen Welt aufhält, produziert automatisch Daten. Diese Daten sind der Preis für viele Service-Leistungen im Internet und zukünftig auch der digitalen Medizin. Nutzer und Patienten vergessen dabei gleichermassen, dass alle von Firmen und Krankenkassen gesammelten Daten auch Geschäftsgrundlage für diese sind. In Zeiten der Digitalisierung hat niemand mehr die volle Kontrolle über seine übermittelten Gesundheitsinformationen - ob und auf welche Weise mit diesen Missbrauch betrieben wird, ist im 21. Jahrhundert nicht mehr nachvollziehbar. Doch heutzutage gibt es auch nachhaltigere Wege der medizinischen Behandlung im Internet. Das Portal
Bitvit.io
beispielsweise vereint weltweites
Gesundheitswissen in einem einzigen Netzwerk. Patienten erhalten hier die Möglichkeit, direkt vom Know-How unzähliger Ärzte zu profitieren, ohne ihre Daten zu Profitzwecken bereitstellen zu müssen. Ferner wird auf dieser Plattform eine eigene Kryptowährung verwendet, um den negativen Finanz- und Vertriebsstrukturen im Gesundheitswesen der realen Welt entgegenzuwirken.
Dank der Digitalisierung gibt es also zahlreiche neue Wege, um die Gesundheit der Menschen zu schützen und um Patienten und Ärzte einfach und kostengünstig zusammenzuführen. Die Zukunft wird zeigen, inwiefern sich
nachhaltige
und
unabhängige
Wege der Behandlung im Gesundheitswesen der Schweiz etablieren werden.