Nach einer optimistischen Schätzung dürften die ersten Impfdosen anfangs Oktober in der Schweiz verfügbar sein, sagte Claire-Anne Siegrist, Präsidentin der Eidg. Impfkomission in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps». «Das ist nicht zu spät, aber es ist nach der ersten Pandemie-Grippewelle, die im September anlaufen könnte.»
Der Impfstoff werde im Moment hergestellt, aber er müsse zuerst getestet werden, und das Heilmittelinstitut Swissmedic müsse ihn zulassen, sagte die Genfer Professorin weiter. Danach dürfte es zwei Impfungen innert drei bis vier Wochen benötigen, damit eine Person einen guten Schutz gegen die Grippe A(H1N1) hat.
Da das Schweingrippe-Virus hochansteckend ist, rechnet Siegrist damit, dass eine Pandemie in der kälteren Jahreszeit rasch ausbrechen wird. Aber auch in wärmeren Gebieten verbreite sich das Virus gegenwärtig überraschend schnell. Siegrist geht wie der Bund von insgesamt rund 2 Millionen Erkrankungen in der Schweiz aus.
2000 Todesfälle?
In 97 Prozent der Fälle nimmt die Grippe einen milden Ausgang.
Die erste Pandemie-Grippewelle wird im September erwartet. /


Die Fälle mit Komplikationen könnten laut Siegrist zu 100'000 Hospitalisationen führen, davon ein Drittel mit Intensivpflege. Bei diesen Annahmen sei mit ungefähr 2000 Todesfällen zu rechnen. Die häufigste Komplikation ist eine Lungenentzündung. Betroffen sind vor allem Kinder, junge Erwachsene, chronisch Kranke und Schwangere.
Personen über 65 Jahre zeigten sich bisher erstaunlich resistent gegen die Schweinegrippe. Siegrist erklärt dies damit, dass es in der Vergangenheit bereits einmal einen Virus gegeben haben könnte, der A(H1N1) ähnlich sei. Ältere Personen könnte daher bereits geschützt sein.
In der Schweiz ist bisher bei 133 Personen eine Erkrankung mit der Schweinegrippe festgestellt worden, wie das Bundesamt für Gesundheit in seinem letzten Situationsbericht vom Freitag festhielt. 12 Personen steckten sich in der Schweiz an.