Der 1939 im italienischen Triest geborene Magris zählt zu den bedeutendsten Germanisten und Kulturpublizisten Italiens und zu den wichtigsten Essayisten in Europa.
Magris sprach in seiner Dankesrede über die verborgenen Gesichter des Krieges. Grenzen bildeten ein latentes Kriegspotenzial, sagte er.
Claudio Magris ist italienischer Germanist. /


Sei es früher die Mauer gewesen, die den Osten Europas ausschloss, so gebe es heute andere Grenzen, die den Frieden bedrohten: «Bisweilen unsichtbare Grenzen im Innern unserer Städte, zwischen uns und den Neuankömmlingen aus allen Teilen der Welt, die wir kaum wahrnehmen.»
Die Reaktionen in Italien auf die aus Afrika kommenden Bootsflüchtlinge bezeichnete Magris als «hysterisch und symptomatisch in ihrer Brutalität».
Entdecker des anderen Europa
«Als italienischer Patriot hoffe ich, dass mein - im Übrigen bezauberndes - Land nicht noch einmal Vorkämpfer in negativem Sinn sein wird: Den Faschismus in Europa haben schliesslich wir erfunden, auch wenn uns danach andere in ihrem Eifer weit übertroffen haben.»
Zugleich warnte er vor einem neuen Populismus in Europa, der eine Gefahr für Demokratie und Frieden darstelle. Der Historiker Karl Schlögel nannte Magris in seiner Laudatio den Entdecker des «anderen Europa».
Problem des Zusammenlebens verschiedener Kulturen
Der Stiftungsrat hatte im Juni die Preisverleihung an Magris damit begründet, dass er sich wie kaum ein anderer mit dem Problem des Zusammenlebens und Zusammenwirkens verschiedener Kulturen beschäftigt habe.
Magris trete für ein Europa ein, «das nicht allein unter ökonomischen Gesichtspunkten sein Selbstverständnis erreicht, sondern seine geschichtliche und kulturelle Tradition und Vielfalt bedenkt und darauf beharrt.»