Die Prognosen für 2010 versprechen mit einem marginalen Rückgang von 0,4 Prozent noch keine Besserung. Dieser Trend gilt auch für die Schweiz und ihre wichtigsten Handelspartner. Insbesondere für Schweizer Exporteure ist es gerade jetzt überlebenswichtig, ihre Geschäftsbeziehungen genau unter die Lupe zu nehmen. Der Kreditversicherer Euler Hermes veröffentlicht diese Prognosen in seinem neusten Insolvency Outlook.
Schweiz: 11'000 Firmenkonkurse
In der Schweiz dürfte die Zahl der Firmeninsolvenzen 2009 mit einer Zunahme von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf die vorläufige Rekordmarke von 5300 Unternehmen ansteigen. Für 2010 rechnet Euler Hermes mit einem erneuten Anstieg um 4 Prozent auf nochmals 5500 Firmeninsolvenzen. Insgesamt werden der aktuellen Wirtschaftskrise in der Schweiz bis Ende 2010 gegen 11'000 Firmen zum Opfer fallen. «Der Ausfall von Debitorenforderungen, gepaart mit einem teilweise massiven Rückgang des Auftragsvolumens, trifft die Unternehmen mit voller Wucht und kann selbst gesunde Unternehmen in einen gefährlichen Insolvenzstrudel reissen», sagt Christian Pletscher, Risk Director Euler Hermes Schweiz. Extrem gefährdet sind Start-up, die sich zuerst im Markt etablieren müssen und oft noch nicht über eine solide Kapitalbasis verfügen.
Branchen mit Problemen
Hart trifft es Printmedien, Druckereien, Papierhersteller, Werbeagenturen und die Automobilzulieferer. Kritisch sieht es auch bei den Investitionsgüter-Herstellern aus, zum Beispiel beim Maschinenbau. In einer äusserst schwierigen Situation steckt auch die Textilbranche. «Nicht nur die Hersteller von Textilmaschinen kämpfen: Auffallend viele Kleiderboutiquen zahlen ihre Rechnungen nur schleppend oder gar nicht mehr», sagt Christian Pletscher weiter.
Hart trifft es in der Schweiz Printmedien, Druckereien, Papierhersteller, Werbeagenturen und die Automobilzulieferer. /


Nach wie vor gut stehen die Sektoren Nahrungsmittel, Pharma und Chemie da. Bei letzterem leidet die Spezialitätenchemie, in der auch viele KMU tätig sind, am ehesten. Im Grossen und Ganzen sind die Schweizer Firmen im internationalen Vergleich noch relativ substanzstark, weil sie verhältnismässig gut kapitalisiert sind und derzeit noch vom intakten Binnenmarkt profitieren können. Dessen Stabilität ist jedoch gefährdet, insbesondere durch die steigenden Arbeitslosenzahlen.
Alle Handelspartner in Schieflage
Die Schweiz als Exportland ist traditionell stark abhängig von der Wirtschaftslage ihrer wichtigsten Handelspartner Deutschland, USA, Italien, Frankreich, Grossbritannien und Spanien. Die Insolvenz-Prognosen für diese Länder präsentieren sich weiterhin düster. «Den exportorientierten Unternehmen in der Schweiz raten wir dringend, ihre Märkte und Geschäftsbeziehungen zu überprüfen, die Zahlungsmodalitäten zu verhandeln, ein Risikomanagement zu installieren und ihre Debitoren sauber zu bewirtschaften und allenfalls abzusichern», sagt Christian Pletscher, Risk Director Euler Hermes Schweiz.
Industrie-Pleiten in Deutschland
Beim wichtigsten Handelspartner der Schweiz rechnet Euler Hermes auch für 2010 mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Die Pleitewelle trifft die Industrie am härtesten. Die Zahl der Insolvenzen wird in diesem Sektor 2009 voraussichtlich um 50 Prozent und 2010 nochmals um 24 Prozent ansteigen, nachdem sie 2008 um 4 Prozent gefallen war. Einen besonders hohen Anstieg verzeichnen in diesem Jahr der Automobilbau mit einem Plus von 339 Prozent, die Eisen- und Stahlindustrie mit 146 Prozent sowie der Maschinenbau mit 109 Prozent. Handel und Dienstleistungen folgen auf den nächsten Plätzen mit ebenfalls signifikanten Steigerungen von 16 Prozent und 15 Prozent in diesem sowie jeweils knapp 9 Prozent im nächsten Jahr. Das Baugewerbe schneidet mit einem weit unterdurchschnittlichen Insolvenzen-Zuwachs von 6 Prozent in diesem und im nächsten Jahr recht gut ab.
Boom bei Kreditversicherungen
Immer mehr Unternehmen in der Schweiz sichern sich gegen Debitorenverluste ab, die ihnen als Folge von Firmeninsolvenzen drohen. Die Nachfrage nach Kreditversicherungen hat sich in den vergangenen Monaten im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt.