Die Saison ist zu Ende. Wo erlebten Sie den schönsten Moment -- in Roland-Garros?
Roger Federer: «Das beste war zweifellos die Kombination Paris und Wimbledon hintereinander zu gewinnen, zumal ich in Paris in diversen Spielen klar in Rückstand lag. Das waren herausragende Momente nicht nur in diesem Jahr, sondern in meiner ganzen Karriere bislang.»
Und die unschönste Erinnerung?
«Der schlimmste Moment? Ich weiss nicht. So viele gab es nicht. Ich bin Ende Jahr die Nummer 1, also brauche ich nicht vielen Dingen hinterher zu trauern.»
Die Spitze wird breiter und die Gegner noch stärker. War das in Anbetracht dieses Fakts womöglich sogar Ihre allerbeste Saison?
«Es war nicht die beste, aber sicher die emotionalste Saison -- aus vielen Gründen. Der Triumph von Roland-Garros ragt heraus, weil ich diesem Titel viele Jahre hinterherrennen musste. Paris war in den letzten paar Jahren mein wichtigstes Ziel, neben Wimbledon natürlich. Zudem bin ich jetzt wieder die Nummer 1. Natürlich hätte ich gerne auch am US Open den Titel erfolgreich verteidigt. Aber alles kann man nicht haben, irgendwann muss man sich mit dem Erreichten zufrieden geben. Und ich bin sehr zufrieden. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass 2009 meine beste Saison vom Tennis her war. Ich hatte früher Phasen in meiner Karriere, in denen ich Wahnsinnstennis spielte -- wo mir bei allen wichtigen Punkten der Passierball oder der perfekte Aufschlag gelang. Heuer war das bei weitem nicht immer so, deshalb gab es auch mehr Niederlagen als in anderen Jahren.»
Dennoch fehlten nur zwei Sätze zum Grand Slam.
«Stimmt! An den Grand-Slam-Turnieren habe ich mein bestes Tennis gespielt, und am Erfolg an diesen Turnieren will ich mich auch in Zukunft messen. Die nächste Saison verspricht sehr interessant zu werden. Schliesslich zeigte das Masters, wer sich alles gegenseitig schlagen kann.
Zwei Sätze fehlten Federer zum «Grand Slam». /


Und dann gibt es noch hervorragende Spieler, die in London nicht dabei waren, die aber auch ausgezeichnet Tennis spielen können. Hoffentlich kann ich im Dezember nochmals einen Schritt nach vorne machen und mich weiter verbessern. Das ist natürlich das Ziel der Vorbereitung: die Probleme, die ich Ende Saison hatte, auszumerzen, damit ich nächste Saison noch stärker spielen kann.»
Ein Problem in London waren die ersten Sätze. Gibt es dafür eine Erklärung?
«Nein, ich kenne die Ursache nicht. In Basel habe ich gut serviert, in Paris-Bercy trotz der Startniederlage eigentlich auch. Wenn man wie am Masters nur gegen die Besten spielt, ist es klar, dass man mehr Breaks kassiert. Dadurch ist es mir auch nicht gelungen, zumindest eines der vier Spiele in zwei Sätzen zu gewinnen. Die Aufschläge gelangen mir die ganze Woche über nicht nach Wunsch. Die Präzision fehlte. Aber während eines Turniers ist es nahezu unmöglich, dieses Manko im Training zu korrigieren. So gesehen bin ich zufrieden, dass ich es trotzdem in den Halbfinal geschafft habe.»
Wie fühlt es sich an, mit zwei Niederlagen in die Ferien geschickt zu werden? Ausserdem ist die Pause so kurz wie noch nie.
«Natürlich wäre eine längere Pause gut. Andererseits sehe ich das mit Saisonende und Saisonstart nicht so eng. Bei mir ist das ganze Jahr etwas los. Ich habe vor Basel sechs Wochen Pause gemacht, auch weil die Pause jetzt bis zu den nächsten Turnieren sehr kurz ist. Allzumüde fühle ich mich im Moment nicht, das erachte ich als gutes Zeichen. Aber sicher werde ich in den nächsten Wochen auch tennismässig mit Seve(rin Lüthi) nochmals über die Bücher gehen.»
Wie sieht das Programm der nächsten Wochen aus?
«Wir fliegen nach Dubai und machen dort vorerst Ferien. Dann folgt die Saisonvorbereitung: Konditionstraining mit Pierre (Paganini) und Tennistraining mit Severin. Die nächste Saison beginne ich Anfang Januar in Abu-Dhabi, vor dem Australian Open trete ich noch in Doha an. In der Schweiz werden wir in den nächsten Wochen nicht viel Zeit verbringen.»