Das Lawinenbulletin des SLF ging am Unglückstag im betroffenen Gebiet von einer mässigen Lawinengefahr aus. Das ist Stufe zwei von fünf. Tatsächlich war die Gefahr aber höher, wie SLF-Lawinenprognostiker Hans-Jürg Etter entsprechende Medienberichten bestätigte.
Ob am Sonntag im Unglücksgebiet die nächsthöhere Stufe drei, also erheblich, erreicht wurde, konnte Etter nicht sagen. Am vergangenen Sonntag hätten keine Informationen vorgelegen, die darauf hätten schliessen lassen. Das SLF werde die Erkenntnisse jedoch sorgfältig analysieren und aus allfälligen Fehlern Lehren ziehen.
Lokale Besonderheiten schwierig
Grundsätzlich sei es schwierig, in einem Lawinenbulletin alle lokalen Besonderheiten zu berücksichtigen, erklärte Etter losgelöst vom Fall Diemtigtal weiter.
Das Lawinenbulletin ging im betroffenen Gebiet von einer mässigen Lawinengefahr aus. Tatsächlich war die Gefahr aber höher, wie Experten jetzt feststellten. /


Schliesslich müsse das Bulletin für die Nutzer auch geografisch lesbar und nachvollziehbar sein.
Zudem hätten die Prognostiker oft keine detaillierteren Informationen, da eine Messstation oder ein Beobachter einen Raster von ungefähr 20 mal 20 Kilometern abdecke.
Verantwortung jedes Einzelnen
Selbst wenn es genauere Informationen gebe, stelle sich die Frage, ob ein Prognostiker beispielsweise drei Viertel eines Gebiets zur nächst höheren Gefahrenstufe «verknurren» solle, weil in einem kleinen Teilgebiet eine andere Situation vorherrsche. So könne höchstens über die Höhenangabe etwas aufgefangen werden.
Etter appellierte ausserdem an die Verantwortung der einzelnen Wintersportbegeisterten. «Sie müssen mitdenken und die Situation vor Ort mit dem Lawinenbulletin vergleichen und auch selber beurteilen», sagte der Prognostiker. Tourenführer würden dafür auch geschult.