Die Sender gehen davon aus, dass sie abgeschaltet wurden, weil sie sich einer Anordnung der Regierung widersetzten. RCTV hatte sich am Samstag zum zweiten Mal geweigert, eine Ansprache von Präsident Hugo Chávez zu übertragen. Ob die Weigerung in einem direkten Zusammenhang mit der Stilllegung stand, war unklar.
Die Regierung wirft RCTV nicht nur vor, die bisweilen sich stundenlang hinziehenden Propagandareden von Chávez nicht übertragen zu haben. Der Sender habe sich auch geweigert, andere «Mitteilungen» der Regierung zu senden, sagte der Minister für öffentliche Aufgaben, Diosdado Cabello.
Zudem habe sich der Sender bei seiner Programmgestaltung nicht an Schutzzeiten für Kinder gehalten. Dies alles sei aber in Venezuela nun mal gesetzlich so vorgeschrieben, und wer sich nicht daran halte, fliege eben raus, sagte der Minister.
Studenten demonstrieren bereits im Jahr 2007 gegen die Abschaltung des regierungskritischen Fernsehsenders RCTV in Venezuela. (Archivbild) /

Präsident des Medienunternehmens 1BC
Marcel Granier, Präsident des Medienunternehmens 1BC, das Eigentümer von RCTV ist, warf der Regierung vor, sie wolle den Sender in den Bankrott treiben. Schon 2007 habe die Belegschaft von 3000 Mitarbeitern auf die Hälfte verkleinert werden müssen.
Zudem sei RCTV ein internationaler Kanal und als solcher nicht zur Übertragung von Chávez-Reden und anderen Regierungserklärungen gezwungen. Cabello widersprach jedoch und sagte, ein Sender sei nur dann international, wenn mindestens 70 Prozent seiner Sendungen aus dem Ausland stammten. Dies sei bei RCTV aber nicht der Fall.
Chávez hatte am Samstag auf einer Grosskundgebung im Westen der Hauptstadt Caracas vor tausenden Anhängern gesprochen und vor den Wahlen im September «absolute Loyalität» von ihnen verlangt. Alles andere sei «Verrat».