Dies bestätigte das Arabische Netzwerk für Menschenrechtsinformationen (ANHRI) in der ägyptischen Hauptstadt. Polizisten in Zivil beschlagnahmten ausserdem alle Exemplare des Romans, die auf der derzeit laufenden Kairoer Buchmesse ausgestellt waren.
Idris, einer der bedeutendsten nubischen Schriftsteller der Gegenwart, lebte von 1976 bis 1980 in Libyen. In seinem neuesten Buch erzählt er freimütig von den menschlichen und sozialen Verhältnissen unter der Diktatur des libyschen Präsidenten Muammar el-Gaddafi, der sich 1969 an die Macht geputscht hatte.
Zukunft ungewiss
Mit ungewöhnlichen Auftritten und manchmal brutalem Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung sorgt Gaddafi immer wieder für Aufsehen.
Die ägyptische Führung pflegt ein herzliches Verhältnis zu Revolutionsführer Gaddafi. /


In der Schweiz sorgt die Affäre Gaddafi und das Schicksal der beiden seit über eineinhalb Jahren festgehaltenen Schweizer Geschäftsleute Max Göldi und Rachid Hamdani für Schlagzeilen.
Das offizielle Ägypten pflegt jedoch ein herzliches Verhältnis zum nordafrikanischen Nachbarn. Der ägyptische Präsident Husni Mubarak hatte erst Mitte der Woche Gaddafi im libyschen Sirte einen Besuch abgestattet.
Behörden ignorierten Buch
Menschenrechtsbeobachter sehen einen Zusammenhang zwischen der Visite und den Zensurmassnahmen. Denn «Der Führer lässt sich die Haare schneiden» erschien vor vier Monaten in Ägypten, ohne dass sich die Behörden damals darum gekümmert hätten.
Während die Zensur von Kunst, Literatur und Medien in Ägypten milder ist als in Libyen, werden auch im Nilland immer wieder unbequeme Autoren und Publizisten eingesperrt oder gemassregelt. Tabu sind vor allem Kritik an Mubarak, an befreundeten Regimen und an der Religion sowie die Sexualität.