Auf dem Kongress der regierenden Partei der Freiheit (PDL) warf Fini dem 73-jährigen Berlusconi vor, die parteiinterne Debatte abzuwürgen und dem Koalitionspartner Lega Nord zuviel Einfluss einzuräumen.
Fini und seine Gefolgsleute in der PDL sträuben sich gegen die nach dem Erfolg bei den Regionalwahlen vor drei Wochen zunehmenden Machtansprüche der verbündeten Lega Nord, die bei der Umsetzung der Staatsreformen und des Föderalismus allein den Ton angeben wolle.
«Ich mag das Haus nicht, das ich mitgebaut habe», sagte der 58-Jährige und kritisierte die Regierungspläne, den Regionen mehr Macht zu gewähren, als nicht durchdacht. Die jüngsten Erfolge der Mitte-Rechts-Koalition gingen überwiegend auf das Konto der fremdenfeindlichen Lega Nord, während die PDL im Norden massiv an Stimmen verloren habe.
Der Präsident der Abgeordnetenkammer Gianfranco Fini. /

Kritik zurückgewiesen
Berlusconi wies die Kritik Finis zurück und warf ihm vor, sie in der Partei niemals vorgebracht zu haben. Berlusconi schloss mit der Bemerkung, wenn Fini künftig an innerparteilichen Debatten teilnehmen wolle, solle er sein «über den Niederungen» schwebendes Amt als Parlamentspräsident aufgeben.
Sichtlich erregt wandte sich Fini dem Medien-Mogul Berlusconi zu und rief: «Was sagen Sie da? Was sagen Sie da? ... Wollen Sie mich rauswerfen?»
Fini sagte später, er werde weder als Parlamentspräsident zurücktreten noch die PDL verlassen. Für den Parteichef der oppositionellen Demokraten, Pierluigi Bersani, war der Zusammenstoss der beiden führenden konservativen Politiker ein «hässliches Spektakel», das eine tiefe Spaltung im Regierungslager offenbare.