«Der Papst nimmt das Problem der Missbrauchsfälle sehr ernst, er stellt sich dieser Angelegenheit und will nach dem im März veröffentlichten Pastoralbrief an die irischen Gläubigen weitere Akzente setzen. Er will kein Deckmantel des Schweigens über diese Fälle legen», sagte Leuthard nach dem 25 Minuten langen Gespräch in der Privatbibliothek des Papstes im Apostolischen Palast.
«Die Opfer haben Recht auf Hilfe und auf Justizverfahren. Die Täter sollen sanktioniert werden und man muss Wiederholungstaten vermeiden», erklärte Leuthard vor den Medien. Der Papst habe hervorgehoben, dass Jugendliche geschützt werden müssen, aber dass das Problem der Pädophilie nicht nur die Kirche, sondern die gesamte Gesellschaft betreffe.
Islam und Religionsfreiheit thematisiert
Nach dem Bauverbot für Minarette in der Schweiz und der Debatte in Europa über ein Burka-Verbot sprach Leuthard mit dem Papst auch über die Themen Islam und Religionsfreiheit.
«Der Papst hat ins Zentrum gerückt, dass Religionsfreiheit in Europa offen ausgeübt werden muss, dies sollte jedoch im Zeichen der Wechselseitigkeit erfolgen.
Bundesrätin Doris Leuthard ist zu einer Audienz beim Papst. /


Gleichheit und Toleranz gegenüber Christen in Islam-Staaten würden in unserer Gesellschaft die Akzeptanz erhöhen», erklärte die Bundespräsidentin.
Austausch mit islamischen Staaten
Nach ihrem Gespräch mit Benedikt XVI. habe der Papst den Emir von Kuwait empfangen. «Das bezeugt, dass der Austausch mit islamischen Staaten im Vatikan enger als in der Zivilgesellschaft ist», hielt Leuthard fest.
Auch das Thema Ethik in der Wirtschafts- und Finanzwelt liege dem Papst besonders am Herzen. In der Gesellschaft spüre man eine gewisse Wut über die Tatsache, dass Masslosigkeit in der Wirtschaft zu dieser schweren Krise beigetragen habe.
Leuthard besuchte das Kirchenoberhaupt anlässlich der Vereidigung von Rekruten der Schweizergarde.