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«Einige sind etwas gleicher»Bern - Die Kommentatoren der Schweizer Tageszeitungen bewerten die Freilassung von Star-Regisseur Roman Polanski mehrheitlich als einen politischen Akt. Kritisiert wird vor allem der «Sonderfall Polanski».fkl / Quelle: sda / Dienstag, 13. Juli 2010 / 07:14 h
«Es sind nicht alle gleich», titelt etwa die «Neue Luzerner Zeitung». «Wäre die Hauptperson in diesem Drama nicht Roman Polanski gewesen, sondern ein unbekannter Laienschauspieler - er würde jetzt vor einem US-Gericht stehen», glaubt der Kommentator.
Ähnlich tönt es bei der «Neue Zürcher Zeitung»: «Letztlich geht es um das Eingeständnis, dass bei übergeordnetem Interesse vor dem Recht nicht immer alle gleich sind. Einige sind etwas gleicher», heisst es in der Online-Ausgabe.
«Juristisch wackeliges Urteil»
Auch beim «Landboten» weckt das Nein zur Auslieferung den Verdacht, «dass letztlich doch nicht für alle gleiches Recht gilt».
«Wäre die Hauptperson nicht Roman Polanski gewesen - er würde jetzt vor einem US-Gericht stehen.» /
Und er fragt: «Was, wenn Roman Polanski ein katholischer Geistlicher wäre, der sich vor 33 Jahren des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hätte?». Von einem «juristisch wackeligen Urteil», schreibt der «Tagesanzeiger». Zu hoffen sei nun, dass die neue Praxis, Auslieferungsgesuche auch inhaltlich zu prüfen, in Zukunft auch Inhaftierten zugute komme, «die eine weniger gute Lobby haben als der weltberühmte Regisseur» Gesunder Menschenverstand sollte selbstverständlich sein Dass künftig bei Auslieferungsgesuchen auch der gesunde Menschenverstand angewendet werden soll, ist für die «Berner Zeitung» «eigentlich eine Selbstverständlichkeit». Peinlich sei nur, «dass es ein paar Staranwälte braucht, um das Justizdepartement dazu zu bringen, seine Handlungsweise zu ändern». Als ein «letztlich logischer Entscheid» bezeichnet die «Südostschweiz» die Freilassung Polanskis. Da «von US-Seite getrickst wurde», sei Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf nichts anderes übrig geblieben als das Auslieferungsbegehren abzulehnen - «getreu nach dem Grundsatz »im Zweifel für den Angeklagten«». Viel Verständnis für die Freilassung Polanskis zeigt der «Bund» und spricht von einem «guten» Entscheid. Widmer-Schlumpf habe juristisch statt politisch entschieden und «das könnte erfreuliche Folgen zeitigen: Alle Beteiligten, die Schweizer Behörden, aber auch die Amerikaner, können so ihr Gesicht wahren».
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