von Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Montag, 16. August 2010 / 11:39 h
Wenn der erste Schock über diese Katastrophen in den nächsten paar Wochen erst mal abgeklungen ist, dürfte wieder die Diskussion los gehen, ob und in wieweit die Veränderung des Klimas an diesen Wetterkapriolen Schuld sein dürfte. Was sich nicht wegreden lässt: Es wurde eine Anhäufung extremer Wettersituationen im Zusammenhang mit der Klimaveränderung prophezeit. Und genau dies scheint nun einzutreffen, obwohl, auch das muss immer wieder betont sein: das Wetter ist nicht das Klima.
Schiebt man diese Diskussion zur Seite, bleibt immer noch ein ernüchternder Fact: Das Wetter ist definitiv eine Kraft, die im Extremfall menschliche Bemühungen von Jahrzehnten in wenigen Tagen wegwischen kann und Millionen von Leuten an den Rand der Existenz zu bringen vermag – oder sogar deren Leben kostet.
In Pakistan wird von fünf Millionen Menschen geredet, deren Existenz gefährdet oder schon zerstört ist und allein für die Soforthilfe sei eine halbe Milliarde Dollar nötig. Der Wiederaufbau werde Jahre und Unmengen an Geld verschlingen. Als erstes ist das Land mit einer zerstörten Ernte und einem baldigen Winter konfrontiert. So ist es möglich, dass die Flüchtlinge die ganze Nation von ihrer ohnehin prekären Lage, in völliges Chaos stürzen werden.
Nicht ganz so schlimm, aber trotzdem Katastrophal ist die Lage in Russland, wo hunderte Brände wüten und jeden Tag Menschen an der Hitze und der von Brandgasen und Russpartikeln verpesteten Luft sterben. Es drohen auch hier Ernteausfälle und zum Teil, wo die Brände bereits Dörfer zerstört hatten, lange Obdachlosigkeit und Not für die Betroffenen. Dazu kommt die ständige Gefahr, dass an verschiedenen Orten (Tschernobyl und Majak) radioaktiver Russ in die Atmosphäre getragen wird und so ein zusätzliches Gesundheitsrisiko entstehen kann.
In Osteuropa beginnen unterdessen die Aufräumarbeiten nach den Hochwassern der letzten Wochen. Hier gab es wenigstens nur Sachschäden. Doch auch diese belasten die ohnehin schon strapazierten Staatshaushalte mit weiteren Millionen, zu denen noch genau so viel oder mehr an Steuerausfällen hinzukommen dürften.
Weniger glimpflich hingegen die Lage in Spanien und Portugal. Dies auch, weil diese Länder ohnehin schon in grosser finanzieller Not sind. Die zahllosen Waldbrände kosteten sowohl Menschenleben, als auch viele Millionen, über die diese Pleitekandidaten eigentlich gar nicht verfügen.
Das menschliche Leid steht momentan, begreiflicherweise, im Zentrum der Bemühungen, aber die wirtschaftlichen Konsequenzen und die Kosten sind genau so wichtig, ja vermutlich noch wichtiger. Denn nur mit Geld für Helfer und Hilfsmittel kann das Leid gelindert, können die zerstörten Regionen wieder auf die Beine gebracht werden.
Die wirtschaftliche Katastrophe der Rezession hat die Kassen aber überall geleert. Hilfe tropft nur spärlich und jede neue Überschwemmung und jeder neue Brand reisst weiter Löcher in die Finanzen. Aber auch in die Vorstellung mancher Zeitgenossen, dass die ganze Klimadiskussion nur auf Panikmache beruhte: Sollte dieses Jahr tatsächlich der Vorbote dessen Sein, was uns in Zukunft regelmässig erwartet, sollten wir uns ernsthaft überlegen, ob es nicht reiner Egoismus wäre, völlig unideologisch an der Rettung des Klimas, wie es für uns am besten ist, zu arbeiten. Denn jenes, das jetzt herrscht, können wir uns auf lange Sicht hinaus nicht leisten.