Bildungsabschlüsse müssen auf internationaler Ebene vergleichbar werden. Darin waren sich Bundespräsidentin Doris Leuthard und der deutsche Bundespräsident Christian Wulff an einem Podiumsgespräch in der Universität Zürich einig.
Die beiden diskutierten am Donnerstagnachmittag zum Abschluss des deutschen Staatsbesuchs über Bildung, Forschung und Innovation in einer globalen Welt. Lob bekam die Schweiz von Wulff für den stabilen Rahmen und die gute Finanzierung von Forschung und Lehre.
Die Schweiz habe auch sehr früh erkannt, dass sie sich als kleines Land nicht ausschliesslich auf den eigenen Forschungsnachwuchs verlassen könne. Deshalb weise sie heute eine grosse Offenheit auf. Dies gelte auch für die Herkunft der Studierenden und Professoren an den Hochschulen, sagte Wulff.
Leuthard verteidigt Ausländer an Unis
Leuthard doppelte nach: Die Kritik, es gebe zu viele Ausländer an den Hochschulen sei falsch. Die Schweiz brauche die besten Köpfe, die nationale Herkunft müsse zweitrangig sein.
Wulff wünschte sich «aus persönlicher Sicht» mehr Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen. Dabei wollte er ausdrücklich die Geisteswissenschaften einbezogen sehen.
Mobilitätsprobleme und die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft liessen sich beispielsweise nicht allein naturwissenschaftlich lösen, sagte Wulff. Leuthard hatte vor allem mehr Nachwuchs und Anstrengung im technischen Bereich gefordert.
Ähnliches Bildungssystem
Gleicher Meinung waren die beiden in der Frage verstärkter Zusammenarbeit. Dies biete sich an, weil die Bildungswesen beider Länder recht ähnlich seien. Wichtig sei dabei auch, dass Berufs- und Bildungsabschlüsse weltweit vergleichbar würden. Leuthard kündigte ein schweizerisch-deutsches Innovationsforum für 2011 an.
Die Podiumsdiskussion an der Universität Zürich war der letzte Programmpunkt der zweitägigen Staatsvisite des deutschen Bundespräsidenten.
Am Morgen war der deutsche Bundespräsident von EPFL-Präsident Patrick Aebischer an der ETH Lausanne im neu eröffneten Learning Center empfangen worden. Die Begrüssungsworte sprach der Präsident auf deutsch, wechselte aber dann ins Französische.
Entsprechend wurden Kopfhörer für die Simultanübersetzung verteilt.
Wulff und Leuthard besuchen die ETH Lausanne /


Während der Bundespräsident zugriff, verzichtete seine Frau auf die Kopfhörer, denn sie spricht französisch.
Über 200 Studenten an der EPLF
Aebischer stellte die guten Beziehungen zwischen der EPFL und Deutschland in der Vordergrund seiner Rede: So etwa lehren 32 deutsche Professoren in Lausanne und rund 230 deutsche Studierende lassen sich an der EPFL ausbilden.
Aebischer betonte auch die gute Partnerschaft mit der TU in München. Zudem arbeite die EPFL mit mehreren deutschen Unternehmen. Der EPFL-Präsident lobte zudem der in Lausanne lehrende Deutsche Michael Grätzel, der im Bereich Solarenergie forscht und dafür wichtige Preise erhalten hatte.
Solarzelle gefärbt mit Hagenbutten
So erhielt er 2009 den Balzan-Preis und 2010 den Millenium Technology Prize. Grätzel stellte dem Bundespräsidenten seine neuen Farbstoffsolarzellen vor, die im Gegensatz zu herkömmlichen Solarzellen bereits diffuses Licht nutzen können.
Nach seinem Vortrag bat Grätzel Bundespräsident Wulff und seine Frau nach vorne und stellte vor deren Augen eine Farbstoffsolarzelle her.
Eingefärbt wurde die Zelle mit Hilfe von Hagenbuttentee, der die nötige, rote Farbe lieferte. Nach nur wenigen Minuten konnte mit mit der Zelle ein Rädchen angetrieben werden. «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser» sagte Wulff und inspizierte die Solarzelle, während er anerkennend nickte.
Zur Fafleralp im Lötschental
Als Andenken an seinen Besuch an der EPFL erhielt Wulff einen Rucksack mit eingebauten Farbstoffsolarzellen. Zum Schluss absolvierte der Bundespräsident einen kurzen Rundgang durch das Learning Center.
Von Lausanne ging es mit dem Staatsgast per Helikopter weiter zur Fafleralp im Lötschental. Dort stand das Mittagessen auf dem Programm bevor Wulff vom Wallis weiter nach Zürich, seiner letzten Station des Staatsbesuchs, reist.