«Es ist jedoch dringend notwendig dagegen etwas zu unternehmen», meint Niall McDonough, Executive Scientific Secretary des Marine Board im Interview. Das ist ein Grund, warum die Konferenz EurOCEAN 2010 am 12. und 13. Oktober in Oostende über die Bühne geht.
«Ein Kernpunkt der Konferenz ist der Schutz der Ozeane und der Meeresumwelt sowie eine bessere Vernetzung von Forschern und Wissenschaftlern, die sich mit diesem Thema beschäftigen», erklärt McDonough. Europa ist ein Hauptkonsument und der drittgrösste Importeur von Fisch- und Aquakulturprodukten. «Es geht in der Konferenz auch darum, diese Ressourcen im 21. Jahrhundert zu schützen.» Europa müsse noch mehr in die Erforschung der Meere und in entsprechende Technologien investieren.
89'000 Kilometer Küstenlinie bringen grossen Nutzen
«Wir müssen auch darüber debattieren, welche anderen Vorteile eine gesunde Meeresumwelt dem Menschen bringt», so McDonough. Neben der Fischerei erfüllen die Ozeane auch eine gewaltige Rolle im Klimageschehen. Es sei unzweifelhaft, dass die Meere sich aufgrund der Übersäuerung verändern werden, doch niemand vermag vorherzusehen wie sehr, meint Professor Michael Thorndyke von der schwedischen Akademie der Wissenschaften. «Damit bedeutet Klimaschutz auch gleichzeitig Ozeanschutz», ergänzt McDonough. Die Vorteile sind bedeutend.
Ein grosses Umweltproblem stellen auch Algenblüten durch zu grossen Nährstoffeintrag von Land aus dar. Solche Ereignisse zerstören die Fischerei und sind auch für den Menschen gesundheitsgefährdend. Die wirtschaftlichen Schäden daraus, werden auf mehr als 627 Mio.
Die Kraft des Meeres nutzen: Ein Wellenenergie-Prototyp. /


Euro jährlich geschätzt.
Meere und Ozeane sowie ihre Lebewesen dienen nicht nur zur Nahrung, sondern liefern auch wichtige bioaktive Substanzen, die in der Humanmedizin Anwendung finden. Mehr als 15 solcher Substanzen werden derzeit in klinischen Versuchen untersucht. Grossen Nutzen bringt auch der Seeverkehr. Heute werden fast 90 Prozent des externen Warenhandels in der EU per Schiff abgewickelt. 3,5 Mio. Tonnen Güter und 350 Mio. Passagiere passieren jährlich europäische Häfen.
Energie aus dem Meer
Bis 2050 könnten 15 Prozent der in Europa benötigten Energie aus dem Meer kommen. Neben den Wellen und Gezeiten sind es auch thermische und osmotische Ressourcen, die hier genutzt werden könnten. Dazu kommen noch die zahlreichen Offshore-Windkraftanlagen. Die Errichtung solcher Anlagen erfordert umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen.
«Es ist dringend notwendig ein marines Beobachtungsnetzwerk für Europa ins Leben zu rufen», so McDonough. Europa sollte im Bereich nachhaltiges Ozeanmanagement eine leitende Rolle einnehmen und sich für eine Erforschung der Tiefsee stark machen. Dazu sei eine Infrastruktur erforderlich. McDonough kritisiert, dass bislang Wissenschaft und Forschung in diesem Bereich zu wenig unterstützt wurden.