Ihre Mission, wieder Schwung in die festgefahrenen Verhandlungen zur Bildung eines Kabinetts zu bringen, sei unmöglich, teilten der Sozialist und Präsident der Abgeordnetenkammer, André Flahaut, sowie Senatspräsident Danny Pieters dem Staatsoberhaupt König Albert II. mit. Der König billigte ihren Rückzug. Im Land herrscht nun Ratlosigkeit, wie die Staatskrise zu lösen ist.
Es ist bereits das zweite Mal, dass Vorverhandlungen zur Bildung eines Kabinetts gescheitert sind. Anfang September hatte der Chef der frankophonen Sozialisten, Elio Di Rupo, die Gespräche nach zwei Monaten ergebnislos beendet. Zuletzt blockierten die flämischen Nationalisten N-VA und die flämischen Christdemokraten die Gespräche.
Flamen und Wallonen sind zutiefst zerstritten. Sieben Parteien aus dem französischsprachigen Süden des Landes und dem niederländischsprachigen Norden verhandeln über eine Staatsreform, die als Vorbedingung für eine Regierungsbildung gilt. Dabei geht es um den Neuzuschnitt des Gerichts- und Wahlkreises Brüssel und Umland sowie die Finanzausstattung der Regionen.
König Albert billigte den Rückzug der Vermittler. /

Land in der Sackgasse
Wie es nun weitergehen wird, ist unklar. Nach Ansicht von Experten sind sowohl Neuwahlen als auch die Bildung einer Minderheitsregierung denkbar. Der Monarch bat am Dienstag den Chef der geschäftsführenden Regierung, den Christdemokraten Yves Leterme, die Amtsgeschäfte fortzuführen.
In einer Erklärung des Palastes rief Albert II. Leterme auf, sich mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass in dieser langen Übergangsphase «der wirtschaftliche und soziale Wohlstand der Bürger gewahrt werde». Belgien hat auch bis Jahresende die EU- Ratspräsidentschaft inne.
Dem König fällt nun die wichtigste Rolle bei der Vermittlung zu. Am Mittwoch wird er neue Konsultationen starten und die Hauptfigur im Machtpoker um die künftige Regierung, den Chef der flämischen Nationalisten (N-VA), Bart De Wever, im Königspalast empfangen. Die N-VA war der Sieger der Wahlen vom 13. Juni.