Die Cholera sei zu einer Frage der «nationalen Sicherheit» geworden, sagte ein Vertreter des Gesundheitsministerium am Dienstag. Kurz zuvor hatten die Behörden den ersten Todesfall in einem Slum der Hauptstadt bestätigt.
Der Patient war in einem Spital der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Cité Soleil, dem grössten Slum von Port-au-Prince, gestorben.
Die Ärzte dort hatten nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen mindestens 200 weitere Patienten mit Cholera-artigen Symptomen behandelt, weitaus mehr als die für ganz Port-au-Prince genannte Zahl von 75 Fällen. Mindestens zwei weitere Tote wiesen zudem nach Angaben des Chefs des haitianischen Ärzte-Verbands, Claude Surena, Cholera-Symptome auf.
Sauberes Wasser fehlt
«Port-au-Prince ist ein einziger ausgedehnter Slum», sagte der stellvertretende Chef der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO), Jon Andrus. Die Hygiene-Standards seien miserabel, die Versorgung mit sauberem Wasser mangelhaft. Dies seien «optimale Bedingungen» für eine rasche Verbreitung der Cholera.
Die Cholera-Epidemie forderte bisher fast 600 Todesopfer. /


Zusätzliche Sorge bereiten Behörden und Experten die prekäre Lage der rund 1,3 Millionen Menschen, die seit dem schweren Erdbeben Anfang des Jahres in hunderten provisorischen Unterkünften und Zeltlagern leben. Einmal in den Lagern angekommen, könnte sich die Cholera dort wie ein Lauffeuer verbreiten.
«Weit mehr Opfer»
Bislang sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums fast 600 Haitianer an den Folgen der Krankheit gestorben, mehr als 9000 mussten im Spital behandelt werden. Quelle der Cholera ist offenbar der Fluss Arbonite, der tausenden Menschen zum Waschen und Kochen dient.
Nach Schätzung des Leiters der MSF-Mission in Haiti, Stefano Zannini, ist die Zahl der Toten weit höher als von den Behörden angegeben. In vielen Dörfern des Landes blieben die Leichen einfach in den Strassen liegen, berichtete er.
Cholera ist hochansteckend. Sie verbreitet sich vor allem über Wasser und Nahrung, verursacht heftigen Durchfall und Erbrechen und kann innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.