Mit dem eintägigen Ausstand protestierten Tausende in dem hoch verschuldeten Euro-Land gegen den Sparkurs der sozialistischen Minderheitsregierung. Viele Menschen befürchten, dass der Sparkurs die Falschen treffe und die Wirtschaft abwürge.
Laut Gewerkschaftsangaben lag die Streikbeteiligung bei 80 Prozent. Auch die Regierung von Ministerpräsident José Sócrates räumte eine «bedeutende Beteiligung» ein.
«Das ist der grösste Streik in der Geschichte Portugals», jubelte der Generalsekretär der «Allgemeinen Arbeiter-Union» (UGT), João Proença. Den letzten gemeinsamen Ausstand hatten die UGT und der 750'000 Mitglieder starke «Allgemeine Verband Portugiesischer Arbeiter» (CGTP) 1988 organisiert.
Verwaister Flughafen
In Lissabon kam das Leben weitgehend zum Erliegen. Der Flughafen der Hauptstadt war völlig verwaist. Die Luftfahrtbehörde ANA teilte mit, bis auf drei Ausnahmen seien alle Flüge ausgefallen.
In der Hauptstadt Lissabon verkehrten keine U-Bahnen. /


Auch die Züge und Busse fuhren nicht. Rund um Lissabon entstand ein erhebliches Verkehrschaos, da viele Menschen aufs Auto umstiegen. Die Häfen blieben nach Gewerkschaftsangaben ebenfalls geschlossen. Auch die Banken nahmen am Ausstand teil.
Zwischenfälle wurden von Streikposten der Staatspost CTT gemeldet. Die Polizei habe Streikende grundlos mit Pfefferspray angegriffen, hiess es. Der Besitzer eines Supermarkts wurde zudem laut Medien festgenommen, nachdem er zwei seiner streikenden Angestellten mit dem Wagen angefahren hatte.
Breite Solidarität
Zur Arbeitsniederlegung hatten die Gewerkschaften, die linken Parteien im Parlament und auch einige Bürgerbewegungen aufgerufen. Aber auch konservative Gruppierungen und Politiker schlossen sich an oder bekundeten ihre Solidarität.
Die Militärangehörigen, die laut Gesetz nicht streiken dürfen, drückten mit einem «Tag der Besinnung» ihre Solidarität mit den Streikenden aus. Und sogar der wichtigste Oppositionsführer, Pedro Passos Coelho von der konservativ orientierten Sozialdemokratischen Partei (PSD), äusserte Verständnis und sagte: «Ich kann die Beklemmung der Portugiesen verstehen.»